Krankheiten schließen sich eher aus

Alzheimer, dafür kein Krebs

Wer unter Alzheimer leidet, bekommt seltener Krebs – und umgekehrt. Verantwortlich sind möglicherweise bestimmte Eiweiße, die bei beiden Erkrankungen eine Rolle spielen. Diesen Zusammenhang legt eine aktuelle Studie italienischer Forscher nahe.

Zwei Übel, die sich meiden

Wissenschaftler des Instituts für Biotechnik in Mailand sammelten medizinische Daten von über 20.000 Krebspatienten und 2800 Menschen mit Alzheimer. Die Angaben verglichen sie mit den gesundheitlichen Werten der Gesamtbevölkerung der Region Mailand.

Insgesamt fanden die Forscher nur 161 Menschen, die im fünfjährigen Untersuchungszeitraum sowohl an Alzheimer als auch an Krebs litten. Die Alzheimer-Neuerkrankungsrate der Menschen mit diagnostiziertem Krebs lag um 35 Prozent niedriger als die Alzheimer-Quote in der Gesamtbevölkerung. Die Krebs-Neuerkrankungsrate bei Alzheimer-Patienten untertraf die Krebs-Quote in der Gesamtbevölkerung um 43 Prozent. Bei über 70-Jährigen schlossen sich Krebs und Alzheimer nahezu aus.

Eiweiße im Fokus

Experten diskutieren, ob es sich um einen tatsächlichen Zusammenhang handelt oder lediglich um ein Diagnoseproblem. Möglich ist demnach, dass bei Demenzkranken Tumoren schlicht häufiger übersehen werden, da die Menschen selbst nicht mehr auf ihre Beschwerden hinweisen. Und viele Krebskranke sterben möglicherweise so früh, dass sie keinen Alzheimer mehr entwickeln.

Ein anderer möglicher Grund für die sich ausschließende Beziehung zwischen Alzheimer und Krebs, sind bestimmte Eiweiße, die bei beiden Erkrankungen eine Rolle spielen, zum Beispiel das p53-Eiweiß. Bei gesunden Menschen aktiviert es Reparaturprozesse an den Zellen. Frühere Studien legen nahe: Ist das p53-Eiweiß überaktiviert, treibt es offenbar Hirnzellen vorzeitig in den Untergang und fördert dadurch den frühzeitigen geistigen Abbau wie bei einer Alzheimer-Erkrankung. Ist das p53-Eiweiß dagegen nicht aktiviert, können sich Zellen mit beschädigtem Erbgut leichter vermehren und entarten. Weitere Studien sollen diese Zusammenhänge näher untersuchen.

Autor*innen

Sandra Göbel | zuletzt geändert am um 15:57 Uhr


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