Problematische Pfunde

Krebsrisiko Übergewicht

Aus Sicht der Wissenschaft sind Übergewichtige fast ebenso gefährdet, eine Krebserkrankung zu entwickeln wie Raucher. Als Ursache für die hohe Tumorrate bei Fettleibigkeit betrachten die Experten Insulin, Geschlechtshormone und Botenstoffe des Fettgewebes. Anlässlich des 121. Internistenkongresses erläutert Prof. Dr. Hallek, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), die Zusammenhänge.

Nahezu die Hälfte aller britischen Patientinnen mit Gebärmuttertumoren sind übergewichtig

Laut Lancet Oncology bedingt Übergewicht in Großbritannien 43 Prozent der Gebärmutter- und 10 Prozent der Gallenblasen-, Nieren-, Leber- und Dickdarmtumore. Gemäß der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) lässt sich sogar bei 17 der 22 häufigsten Krebsarten ein Zusammenhang mit Fettleibigkeit herstellen. „Die Ergebnisse legen nahe, dass Übergewicht physiologische Prozesse im Organismus so maßgeblich beeinflusst, dass in der Folge sogar Zellen entarten“, erklärt Professor Dr. Hallek.

Krebsfördernde Botenstoffe aus dem Bauchfett

Am deutlichsten zeigt sich der Zusammenhang zwischen Krebs und Übergewicht bei dem Botenstoff Leptin. Er entsteht im Fettgewebe und fördert neben dem Hungergefühl auch das Tumorwachstum und die Metastasenbildung. Zusätzlich entstehen im Fettgewebe  übergewichtiger Menschen vermehrt entzündungsfördernde Botenstoffe, die das Immunsystem ankurbeln und damit die Tumorentstehung begünstigen. Zu einem geringen Anteil entstammen auch die Geschlechtshormone dem Fettgewebe. Sie stehen in Verdacht, die hohe Brust-, Gebärmutter- und Prostatakrebsrate bei Übergewichtigen zu verursachen.

Botenstoffe des Zuckerstoffwechsels begünstigen das Tumorwachstum

Dass überflüssige Pfunde den Zuckerstoffwechsel beeinflussen und häufig zu Diabetes-Typ-2 führen, ist lange bekannt. Bei Personen mit Diabetes oder dessen Vorstufen steigt die Konzentration des Botenstoffs Insulin. Dieses speichert nicht nur Zucker im Körper, sondern es wirkt gleichzeitig als Wachstumshormon. Entsprechend  fördert es die Entwicklung von Tumoren.

Experten empfehlen eine Änderung des Lebensstils

Angesichts der steigenden Anzahl fettleibiger Personen in der Bevölkerung zeigen sich die Wissenschaftler beunruhigt. Sie sehen aber auch Hoffnung für die Betroffenen: „Es ist bekannt, dass eine Änderung des Lebensstils einem Typ 2-Diabetes vorbeugen kann, und wir vermuten, dass dies auch für Krebserkrankungen im Alter gilt“, schließt Prof. Dr. Hallek.

Autor*innen

14.04.2015 | Susanne Schmid/Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin