COPD häufiger als angenommen

Mehrheit der Raucher lungenkrank

Die Mehrheit der aktiven oder ehemaligen Raucher zeigt strukturelle Veränderungen des Lungengewebes nach zehn Jahren. Weitaus häufiger als bislang angenommen, zeigen sich schwere Atemeinschränkungen bei (Ex-)Rauchern.

Landesweit leiden etwa acht Millionen an einer chronisch obstruktiven, d.h. atembehindernden Lungenerkrankung (COPD). Etwa 90 Prozent davon sind oder waren Raucher. Jährlich versterben 100.000 Menschen an den Folgen der Erkrankung. Experten motivieren Raucher, die Symptome wie Kurzatmigkeit und morgendlicher Husten ernst zu nehmen und sich frühzeitig in eine Therapie zu begeben. Je früher eine Therapie begonnen wird, umso eher werden krankhafte Veränderungen aufgehalten.

Einschränkungen trotz normaler Tests

Laut aktueller Studie der US-amerikanischen Lungenfachklinik National Jewish Health in Kooperation mit der Universitätsklinik Heidelberg fand sich bei 80 Prozent  der Raucher eine COPD. Prof. Dr. Hans-Ulrich Kauczor, Ärztlicher Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie in Heidelberg, analysierte Computertomografien (CT), von 8.872 rauchenden oder vormalig rauchenden Teilnehmern mit mindestens 10 packyears, d.h. einer Schachtel Zigaretten täglich über mindestens zehn Jahre. Trotz unauffälligen Lungenfunktionstests zeigten 42 Prozent erhebliche strukturelle Lungenveränderungen. 23 Prozent der Studienteilnehmer mit unauffälligem Atemfunktionstest gaben Atemnot an, 15 Prozent konnten weniger als 350 Meter in sechs Minuten zurücklegen, was als Anzeichen einer COPD gewertet wird. „Das Ergebnis zeigt ganz klar: Die Mehrheit der Raucher ist chronisch lungenkrank – auch wenn viele von ihnen nichts bemerken und davon ausgehen, dass es sie nicht betrifft“, erläutert Kauczor.

Frühsymptome ernstnehmen

Ein auffälliger Lungenfunktionstest zeigt sich erst, wenn mindestens ein Viertel des Gewebes krankhaft verändert ist. Gezielte computertomografische Bildgebungsverfahren stellen weitaus früher Schäden fest als bisher möglich. Die Autoren der Studie ermahnen, die Frühsymptome ernst zu nehmen. Zudem sollte bei aktiven oder ehemaligen Rauchern früher eine inhalative Therapie mittels Sprays begonnen werden. Das Rauchen aufzugeben, ist von entscheidender Wichtigkeit für eine erfolgversprechende Behandlung.

Quelle: JAMA Internal Medicine, Online-Veröffentlichung am 22.6.15.

Autor*innen

Dr. Julia Stegmaier/Lungenärzte im Netz | zuletzt geändert am um 08:32 Uhr


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