Entspannung für die Blasenmuskeln

Mit Botox gegen Reizblase?

Menschen mit Reizblase haben es nicht leicht – Harndrang immerzu und in den unmöglichsten Situationen. Die Ergebnisse einer US-amerikanischen Studie versprechen Hilfe: Das Nervengift Botox verringert den Harndrang, indem es die Blasenmuskulatur entspannt.

Pille versus Spritze

Forscher der Loyola Universität Chicago testeten die Behandlungsstrategien bei Reizblase. Dazu wiesen sie 241 Patienten mit Reizblase einer von zwei Gruppen zu: Gruppe 1 schluckte über einen Zeitraum von sechs Monaten täglich Anticholinergika – Medikamente, die die Blasenmuskulatur entspannen. Zusätzlich bekamen die Teilnehmer dieser Gruppe alle paar Wochen eine wirkungslose Kochsalzinjektion in die Muskulatur. Gruppe 2 erhielt in regelmäßigen Abständen eine Botox-Spritze und nahm täglich ein wirkungsloses Placebo ein. Die Studienteilnehmer selbst waren ahnungslos, in welcher Gruppe sie sich befanden.

Mit Botox häufiger beschwerdefrei

Zu Beginn der Studie litten die Teilnehmer mindestens fünfmal pro Tag an kaum zu kontrollierendem Harndrang. Während des Untersuchungszeitraums reduzierte sich der Harndrang bei der Medikamenten-Gruppe um durchschnittlich 3,4 Episoden, bei den Botox-Kandidaten um 3,3. Einen deutlicheren Unterschied gab es beim vollständigen Verschwinden der Symptome: Bei 13 Prozent der Medikamentenschlucker bildeten sich die Beschwerden komplett zurück, bei den Botox-Patienten waren nach sechs Monaten Therapie sogar 27 Prozent beschwerdefrei.

Medikamente verträglicher

Bei den Nebenwirkungen hatten die Medikamente die Nase vorn. Nach einer Botoxinjektion erkrankten 28 Prozent der Patienten an einer Harnwegsinfektion, dagegen nur 15 Prozent während der Medikamenteneinnahme. Zudem entleerte sich bei 5 Prozent der Botox-Patienten die Blase nicht mehr vollständig, bei einer Medikamenten-Einnahme trat diese Nebenwirkung nicht auf.

Die Studienleiterin Linda Brubaker fasst zusammen: „Die Studie legt nahe, dass die zwei Behandlungsstrategien für die Therapie einer Reizblase gleichermaßen geeignet sind“. Während bei einigen Patienten die Medikamente besser anschlagen, zeigt bei anderen die Botox-Therapie größere Erfolge. Eine Generalempfehlung gibt es deshalb nicht. Betroffene erfahren am besten durch Testen, welche Strategie bei ihnen wirkt.

Autor*innen

Sandra Göbel | zuletzt geändert am um 17:45 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.