Übelkeit und Erbrechen stoppen

Rezeptfreie Mittel gegen Übelkeit

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Bei starken Bauchkrämpfen besser zum Arzt gehen.

Übelkeit, ob mit oder ohne Erbrechen, lässt sich in leichten, akuten Fällen selbst behandeln. Was es bei der Selbstbehandlung zu beachten gibt.

Die Gründe für Übelkeit und Erbrechen sind vielfältig. Haben wir beispielsweise etwas Schlechtes gegessen, sendet der Verdauungstrakt Brechreize an das Gehirn. Dort empfängt das Brechzentrum die Reize und koordiniert die Vorgänge beim Erbrechen. Darüber hinaus können Erkrankungen des Verdauungstrakts eine Magenschleimhautentzündung oder eine Arzneimitteltherapie den Brechreiz hervorrufen. Doch nicht immer stammt der Reiz aus dem Verdauungstrakt. Auch das Gehirn selbst oder das Gleichgewichtszentrum im Ohr sind in der Lage, das Brechzentrum zu aktivieren, etwa aufgrund einer für das Gehirn nicht nachvollziehbaren Bewegung, ungewohnter Gerüche oder einer Kopfverletzung.

Selbstbehandlung bei Übelkeit: Wann eignet sie sich?

Grundsätzlich gilt: Suchen Sie rasch einen Arzt auf, wenn die Beschwerden von Fieber oder kolikartigen Krämpfen begleitet werden oder das Allgemeinbefinden stark beeinträchtigen! Wenn sich eine Erkrankung oder Verletzung als Ursache ausschließen lässt, die Übelkeit akut auftritt und nur leicht ausgeprägt ist, können Sie die Beschwerden zunächst selbst angehen.

Rezeptfreie Mittel bei Übelkeit und Erbrechen: H₁-Antihistaminika

Die Apothekerin Julia Borsch erklärt in der Deutschen Apotheker Zeitung (DAZ) die am häufigsten eingesetzten Mittel zur Selbstbehandlung von Übelkeit und Erbrechen: sogenannte H₁-Antihistaminika der ersten Generation. Die zugehörigen Wirkstoffe sind schon seit den 30er-Jahren bekannt und bilden damit die älteste Wirkstoffgruppe der Antihistaminika. Ursprünglich wurden sie zur Behandlung von Allergiesymptomen eingesetzt.

Heute spielen die Wirkstoffe Diphenhydramin und Dimenhydrinat eine wichtige Rolle bei der Selbstbehandlung von Übelkeit. Beide sind zur Vorbeugung und zur symptomatischen Behandlung von Übelkeit und Erbrechen unterschiedlicher Ursache zugelassen und rezeptfrei erhältlich. Sie blockieren die Wirkung des Gewebshormons Histamin an bestimmten Rezeptoren im Brechzentrum. Dabei spielt es meist eine untergeordnete Rolle, ob der Brechreiz vom Kopf oder vom Verdauungstrakt ausgeht. Rezeptfreie Alternativen zu den beiden H₁-Antihistaminika sind pflanzliche Kombinationspräparate oder Fertigarzneimittel mit Ingwer.

Darreichungsformen von H₁-Antihistaminika

Diphenhydramin ist in Form von Tabletten und Zäpfen erhältlich. Auch spezielle Kinderzäpfchen sind auf dem Markt, dürfen jedoch erst ab einem Körpergewicht von 8 Kilogramm zum Einsatz kommen. Dimenhydrinat wird in Form von Tabletten, Retardkapseln, Sirup, Kaugummi, Erwachsenenzäpfchen und Kinderzäpfchen vertrieben. Auch hier gilt für die Kinderzäpfchen ein Mindestkörpergewicht von 8 Kilogramm. Dimenhydrinat ist auch gegen Schwangerschaftsübelkeit zugelassen.

Anwendung von H₁-Antihistaminika

Die Dosierung richtet sich nach Alter und Körpergewicht. Um einer Übelkeit vorzubeugen, zum Beispiel auf Reisen, nehmen Sie eine Dosis des Arzneimittels eine halbe Stunde bis Stunde vor Reisebeginn ein. Zur Behandlung einer bestehenden Übelkeit oder Erbrechen können Sie das Arzneimittel in mehrere Gaben über den Tag verteilt anwenden. Die Wirkung tritt etwa nach 30 Minuten ein und hält für drei bis sechs Stunden. Um einen Gewöhnungseffekt zu vermeiden, sollten Sie H₁-Antihistaminika nur kurzfristig einsetzen. Wenden Sie sich an einen Arzt, wenn die Beschwerden länger als drei Tage dauern.

Nebenwirkungen von H₁-Antihistaminika

Die Apothekerin Borsch weist darauf hin, dass beide Wirkstoffe müde machen. Bei Diphenhydramin ist dieser Nebeneffekt besonders stark ausgeprägt. Es wird in höherer Konzentration sogar als rezeptpflichtiges Schlafmittel vertrieben. Diphenhydramin kann die Verkehrstauglichkeit verschlechtern, sodass Sie nach der Einnahme auf Autofahren verzichten sollten.

Weitere mögliche Nebenwirkungen der beiden Wirkstoffe betreffen das Nervensystem und verursachen Beschwerden wie Mundtrockenheit, Kopfschmerzen oder eine verlangsamte Verdauung. Bei Säuglingen, Kleinkindern und Menschen mit Asthma besteht ein erhöhtes Risiko für Atembeschwerden. In diesen Fällen sollten Sie H₁-Antihistaminika nur nach Rücksprache mit einem Arzt anwenden. Auch bei älteren Menschen ist Vorsicht geboten, bei einer bestehenden Epilepsie oder angeborenen Herzfehlern ist von einer Anwendung abzusehen. Weiterhin gilt: Verzichten Sie während der Einnahme eines H₁-Antihistaminikums auf Alkohol, da dieser mögliche Nebenwirkungen verstärkt. Zu weiteren Nebenwirkungen und Kontraindikationen berät Sie Ihr Arzt oder Apotheker.

Übelkeit mit Erbrechen: Elektrolytverlust ausgleichen

Bei Erbrechen verliert der Körper wertvolle Flüssigkeit und Elektrolyte, wie bestimmte Eiweiße oder Mineralstoffe. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt zum Ausgleich der Verluste Getränke mit einer Mischung aus Traubenzucker (Glucose) und Salzen wie Kochsalz, Natriumcitrat und Kaliumchlorid.  Der Traubenzucker ist wichtig, damit der Darm die Salze und das Wasser aufnehmen kann. Das Hausmittel „Cola und Salzstangen“ enthält nicht das richtige Mischverhältnis, um den Elektrolytverlust auszugleichen. Verwenden Sie stattdessen Elektrolytlösungen aus der Apotheke, denn diese entsprechen den WHO-Richtlinien und helfen verlässlich.

Quelle: Julia Borsch: Nicht übel. Deutsche Apothekerzeitung, 154. Jahrgang, Heft Nr. 44, 30.10.2014, S. 34-38.

Autor*innen

Sandra Göbel/Julia Borsch/DAZ | zuletzt geändert am um 15:52 Uhr