Herzgespann

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Im Mittelalter galt das Herzgespann als herzstärkend und kam zum Einsatz gegen Herzbeschwerden unterschiedlicher Art: von Herzweh, -klopfen, -zittern bis zu -krämpfen. Letzterem verdient die Heilpflanze gar seinen Namen, bedeutete im Mittelalter der Begriff „Gespann“ doch „Krämpfe“. Nach heutigen Erkenntnissen scheint seine historische Funktion als Herzmittel nicht unbegründet. Erste Studien deuten darauf hin, dass das Herzgespann ein leichtes Herabsenken der Herzschlagfrequenz bewirkt. Heute kommt die Heilpflanze jedoch nur noch bei funktionellen Herzbeschwerden zum Einsatz – also bei Beschwerden, die nicht auf Schäden am Organ zurückzuführen sind. Einsatzgebiete sind nervöse Herzbeschwerden, etwa Beklemmungsgefühle und Herzstolpern als Folge von Stress, Angst, Aufregung oder infolge einer Schilddrüsenüberfunktion. In isolierter Form wird das Herzmittel nur noch selten verwendet, es findet sich jedoch in zahlreichen Kombinationspräparaten zur Herzberuhigung.

Wissenschaftlicher Name: Leonurus cardiaca.

Charakteristik

Das Herzgespann ist eine ausdauernde, mehrjährige Pflanze aus der Familie der Lippenblütler mit einem kurzen, verholzten Wurzelstock. Heimisch ist sie in Mitteleuropa, Skandinavien, im gemäßigten Russland bis nach Zentralasien. Ihre Höhe beträgt bis zu 1,5 m. Die lang gestielten, grob gezähnten Blätter des Herzgespanns gehen von einem aufrechten, meist rotvioletten Stengel ab. In der oberen Blattachse wachsen zwischen Juni und September kleine Lippenblüten von rosa Farbe. Ihr Blütenkelch ist trichterförmig und 5-fach gezahnt. Zottig und weiß behaart zeigt sich die Blütenkrone. Im Sommer bilden sich braune, dreikantige, bis zu 3 mm lange Früchte. Es handelt sich um kleine Nüsschen, die an ihrer Spitze einen Haarschopf tragen. Schon von weitem zu riechen ist der charakteristische, unangenehme Geruch der Pflanze.
Medizinisch verwendet werden die frischen, zur Blütezeit gesammelten oberirdischen Teile der Pflanze.

Anwendungsbereiche

Innere Anwendung: bei nervösen Herzbeschwerden und Schilddrüsenüberfunktion
Volksmedizin: bei Asthma bronchiale, Wechseljahresbeschwerden und Menstruationsstörungen
Homöopathie: bei Herzbeschwerden, Blähungen und Schilddrüsenüberfunktion

Dosierung

Tagesdosis: 4,5 g Droge
Aufguss: 2–4 g Droge mit 150 ml heißem Wasser übergießen, 10 min abgedeckt ziehen lassen, 3-mal täglich trinken
Fluidextrakt (Mischungsverhältnis 1:1): 2–4 ml 4-mal täglich
Tinktur (Mischungsverhältnis 1:5): Tagesdosis 2–6 ml
Homöopathie: bei akuten Beschwerden 5 Tropfen oder 1 Tablette oder 10 Globuli oder 1 Messerspitze Verreibung alle 30–60 Minuten, bei chronischen Beschwerden 1- bis 3-mal täglich
Fertigarzneimittel: in Kombinationspräparaten gegen nervöse Unruhe enthalten, etwa kombiniert mit Weißdorn oder Baldrian und Melisse

Risiken und Nebenwirkungen

Risiken der bestimmungsgemäßen Anwendung therapeutischer Dosen der Droge und Nebenwirkungen sind nicht bekannt.
Herzgespann sollte nicht während der Schwangerschaft angewendet werden, da es vermutlich Kontraktionen der Gebärmutter begünstigt.

Quelle: Thomas Brendler, Joerg Gruenwald, Christof Jaenicke: Heilpflanzen CD-ROM (Herbal Remedies), 2003 MedPharm

Autor*innen

Sandra Göbel | zuletzt geändert am um 17:06 Uhr