Fichte

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Das aus den Stämmen gewonnene Terpentinöl und das Fichtenpech haben eine lange Tradition in der Humanmedizin. Terpentin wurde unter anderem als Mittel gegen Schwindsucht, Husten und Blutspeien empfohlen. Der italienische Arzt und Botaniker Matthiolus (16. Jh.) behandelte Unterschenkelgeschwüre mit einem Fichtenpech-Pflaster. Auch heute kommt vor allem das Fichtenöl zum Einsatz, zusätzlich sind Extrakte aus Fichtentrieben in Gebrauch. Beide sollen äußerlich bei leichten Muskelschmerzen helfen, innerlich Schleimhautentzündungen der Atemwege lindern. Ihnen wird eine schleimverflüssigende, schwach keimreduzierende und durchblutungsfördernde Wirkung zugeschrieben.

Wissenschaftlicher Name: Picea.

Charakteristik

Die Fichte ist ein Nadelbaum mit einer Höhe bis zu 60 Meter und einem Umfang von etwa 2 Meter. Ihr Stamm weist eine braunrote Borke auf. Typischerweise ist der Stamm schon weit unter verästelt. Fichtennadeln erreichen eine Länge bis zu 2,5 cm, sind gerade oder gebogen und mit einer stumpfen Spitze versehen. Auf der Oberseite der Triebe sind sie nach vorn, auf der Unterseite zur Seite gerichtet. Bei einer gesunden Fichte bleiben die Nadeln mehrere Jahre am Baum. Die Blütezeit erstreckt sich von April bis Juni. Männliche Fichtenblüten sind anfangs erdbeerfarben, später zur Reife gelb, und über die ganze Krone verteilt. Die weiblichen Blüten sind purpurrot oder grün und befinden sich ausschließlich im oberen Teil der Krone. Zwischen August und Dezember reifen eiförmige bis zylindrische Zapfen mit einer rautenförmigen Schuppung heran. Mit dem Wind werden die Samen aus den Zapfen fortgetragen und verbreitet. Anschließend fallen die Zapfen ab.
Medizinisch verwendet werden die frischen Fichtentriebe (Piceae turiones recentes) und das aus Nadeln, Zweigspitzen oder Ästen gewonnene Öl (Piceae aetheroleum).  

Anwendungsbereiche

Innere Anwendung: bei Schleimhautentzündungen der Atemwege
Äußere Anwendung: leichte Muskel- und Nervenschmerzen, etwa bei Rheuma oder Neuralgien
Volksmedizin: früher innerlich bei Skorbut, äußerlich bei Tuberkulose
Sonstiges: Das Harz der Fichte wird zu Terpentin verarbeitet und als Basis für Farben, Lacke und Seifen genutzt; Fichtennadelöl wird in der Kosmetik eingesetzt, etwa in Schaumbädern oder Tannenduftessenzen für Duftkerzen

Dosierung

Innere Anwendung
Tagesdosis: 5–6 g Droge
Ätherisches Öl: 3-mal vier Tropfen in etwas Wasser oder auf 1 Stück Zucker einnehmen
Äußere Anwendung
Inhalation: mehrmals täglich 2 g Öl in heißes Wasser geben und die Dämpfe einatmen
Salbe: mehrmals täglich mit einer 20–30%igen Salbe einreiben
Badezusatz mit Fichtentrieben: 200–300 g Droge mit 1 Liter heißem Wasser aufbrühen, 5 Minuten ziehen lassen, abseihen und in das Badewasser geben; nach dem Bad mindestens 30 Minuten ruhen
Badezusatz mit Fichtenöl: 5 g Öl in ein Vollbad geben

Risiken und Nebenwirkungen:

Risiken der bestimmungsgemäßen Anwendung therapeutischer Dosen der Droge und Nebenwirkungen sind nicht bekannt.
Fichte sollte nicht bei bestehendem Asthma oder Keuchhusten angewendet werden. Von Bändern mit Fichtenzusätzen wird abgeraten, wenn größere Hautverletzungen oder akute Hauterkrankungen bestehen, bei fieberhaften oder infektiösen Erkrankungen sowie bei Herzschwäche und Bluthochdruck.

Quelle: Thomas Brendler, Joerg Gruenwald, Christof Jaenicke: Heilpflanzen CD-ROM (Herbal Remedies), 2003 MedPharm

Autor*innen

Sandra Göbel | zuletzt geändert am um 17:05 Uhr