Königskerze

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Die Königskerze ist den Menschen schon seit sehr langer Zeit eine vielseitige Helferin. So soll Odysseus sie eingenommen haben, um sich vor den Einflüsterungen der Zauberin Circe zu schützen. Im Mittelalter machten die Menschen langbrennende Fackeln aus der Pflanze, indem sie die Stängel in Pech oder Harz tauchten. Daher kommt wahrscheinlich auch der Name Königskerze. Weil der Fackelrauch zugleich vor bösen Mächten schützen sollte, wurde die Königskerze manchmal auch Unholdpflanze genannt.

Die Heilkraft der Königskerze war schon in der altgriechischen Volksmedizin bekannt, und Hippokrates empfahl sie, um die Wundheilung zu unterstützen. Plinius der Ältere erwähnte die Wurzeln als Arznei gegen zahlreiche Leiden wie Durchfall, Krämpfe, chronischen Husten und Zahnschmerzen, und Hildegard von Bingen führte sie als Heilmittel gegen „traurig Herz“ an. In späteren Kräuterbüchern fehlt die Königskerze zumeist, bis Risler und Kneipp sie im 18. und 19. Jahrhundert wiederentdeckten.

Wissenschaftlicher Name: Verbascum densiflorum.

Charakteristik

Die Königskerze ist in Europa sowie in den gemäßigten Klimazonen Asiens und Nordamerikas verbreitet. Die auffällige, majestätisch anmutende Pflanze wächst auf Böschungen am Wegesrand oder auf Waldlichtungen und wird bis zu zweieinhalb Meter hoch. Als Heilmittel eignen sich die gelben, honigartig riechenden Blüten.

Anwendungsbereiche

Innere Anwendung: bei Katarrhen der Atemwege
Volksmedizin: zahlreiche Anwendungen, innerlich z. B. gegen Blasen- und Nierenerkrankungen, Darmschmerzen durch Koliken und Entzündungen der Darmschleimhaut, schmerzhaften Durchfall und Hämorrhoiden, Rheuma, Husten, Erkältungen, Asthma bronchiale; äußerlich bei Ohrenschmerzen, Ohrfurunkeln, Mittelohrentzündungen und Gehörgangsekzemen, gegen entzündliche Hauterkrankungen mit Juckreiz, Brandwunden, Flechten, nässenden Ekzemen und Windeldermatitis.

Dosierung

Maximale Tagesdosis: 3-4 g Droge
Tee: 3-4 Teelöffel zerschnittene Blüten (1,5-2 g Droge) mit kochendem Wasser übergießen, 10-15 Minuten ziehen lassen und anschließend durch ein Teesieb geben
Tinktur: 20-30 Tropfen, mehrmals täglich

Wirkung und Nebenwirkungen

Die im Königskraut enthaltenen Muzine und Saponine wirken schleimlösend und reizlindernd. Die therapeutische Wirksamkeit gegen Atemwegskatarrhe ist bestätigt. Bei richtiger Anwendung und Dosierung sind bisher keine Risiken und Nebenwirkungen bekannt.

Anwendung in Lebensmitteln

Wegen ihres bittersüßen Geschmacks werden die Blüten der Königskerze als Aromastoff bei der Likörherstellung verwendet. Außerdem sind sie als Schmuckdroge in manchen Teemischungen enthalten.

Autor*innen

Thomas Brendler, Joerg Gruenwald, Christof Jaenicke | zuletzt geändert am um 17:44 Uhr