Naturheilverfahren realistisch nutzen

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Naturheilverfahren sind häufig - aber nicht immer - eine sinnvolle Ergänzung zur Schulmedizin.

Akut gefährliche oder schwer verlaufende Krankheiten sind grundsätzlich ungeeignet für eine Behandlung mit Naturheilverfahren. Diese Zurückhaltung ergibt sich aus dem Wirkprinzip vieler Naturheilmethoden: Wo Wirkung über eine Steigerung der Selbstheilungskräfte erzielt wird, können die entsprechenden Verfahren nur wirken, wenn solche selbstregulierenden Kräfte überhaupt noch greifen können. Ist der Organismus von einer schweren Erkrankung überwältigt, so kann er die Kraft zur Selbsthilfe zumindest in der akuten Phase nicht mehr aufbringen.

Generell gibt es Indizien, die Sie aufhorchen lassen sollten, wenn Sie eine bestimmte naturheilkundliche Therapie erwägen. Seien Sie deshalb zumindest skeptisch, wenn ein Therapeut:

  • Rasche, komplette Heilung verspricht. Wenn eine bestimmte Art der Behandlung oder Ernährung wirklich eine (chronische) Krankheit heilen könnte – sie hätte sich durchgesetzt, und zwar schon längst. Wenn es „zu gut klingt, um wahr zu sein“ ist es in aller Regel auch nicht wahr.
  • Alle schulmedizinischen Verfahren in Bausch und Bogen verdammt und darauf besteht, dass Sie alle schulmedizinischen Therapien unverzüglich abbrechen.
  • Vorgibt, mit einem bestimmten Verfahren alles behandeln zu können: Allergien, Depressionen, Diabetes und Krebs. Keine Medizin kann das.
  • Sich auf „bahnbrechende Erkenntnisse“ beruft und angeblich ein „Forschungsinstitut XY“ unterhält. Wenn das Verfahren wissenschaftlich so gut abgesichert ist, ist es auch bei Ärzten zumindest in der Diskussion: Fragen Sie nach!
  • Sich in einer Opferrolle darstellt – die Wahrheit werde unterdrückt, das Verfahren von der Pharmaindustrie „totgeschwiegen“. Pharmazeutische Zulassungsverfahren sind zwar langwierig, aber wirksame Therapien setzen sich durch.
  • Gleichzeitig noch Handel mit Medikamenten oder Apparaten betreibt.

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Autor*innen

Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). | zuletzt geändert am um 11:25 Uhr