Sicherheitsmaßnahmen und Erste Hilfe

Vergiftungen bei Kleinkindern

Kinder unter vier Jahren zählen zu den häufigsten Vergiftungsopfern. Mit ihrem niedrigen Körpergewicht, der dünnen, aufnahmefähigen Haut und den noch nicht vollständig ausgereiften Organen reagieren sie besonders stark auf giftige Substanzen.

„Kleine Kinder nehmen fast alles in den Mund, was sie greifen können. Flüssigkeiten oder Gegenstände, wie bunte Pillen, die essbar aussehen oder auch riechen, sind für sie sehr reizvoll, vor allem dann, wenn sie hungrig oder durstig sind,“ weiß Prof. Hans-Jürgen Nentwich, ehemaliges Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) aus seiner langjährigen Klinikerfahrung. 39 Prozent der Vergiftungen gehen auf Arzneimittel zurück, 26 Prozent auf Reinigungsmittel und Haushaltschemikalien, 14 Prozent auf Kosmetika und 10 Prozent auf Pflanzen.

Sicherheitsmaßnahmen für zu Hause und unterwegs

Verantwortungsbewusste Eltern und Großeltern bewahren giftige Substanzen außerhalb der Reichweite von Kindern auf. Hohe Ablagen oder das oberste Regalfach genügen jedoch nicht als Versteck. Erst in verschlossenen Schränken und Behältern sind die Giftstoffe vor kleinen Kletterkünstlern sicher. Unter Verschluss gehören Entkalker, ältere Lampenöle, Frostschutzmittel, alkoholhaltige Rasierwasser und Parfüms, sowie ätzende Rohr- und Abflussreiniger. In der freien Natur droht Gefahr durch Giftpflanzen wie Eisenhut, Eibe, Engelstrompete, Goldregen, Herbstzeitlose, Maiglöckchen und Oleander. „Eltern müssen ihren Kindern früh beibringen, keine Gegenstände, Früchte, Beeren oder Ähnliches in den Mund zu nehmen“, rät Prof. Nentwich.

Erste Hilfe bei Vergiftungen

Kommt es dennoch zum Vergiftungsunfall, entfernen die Eltern zunächst verbliebene Reste aus dem Mund und sichern sie als Beweisstück. Brechmittel wie Milch oder Salz sind dagegen zu meiden. Viele Gifte wirken ätzend und würden die Speiseröhre beim Erbrechen erneut angreifen. Unmittelbar als nächstes folgt der Anruf bei der Giftnotrufzentrale. Die Experten am Telefon müssen wissen, wann das Kind wie viel von welchem Gift eingenommen hat. Auch Gewicht und Alter des kleinen Patienten sowie auftretende Vergiftungssymptome und ergriffene Sofortmaßnahmen sind entscheidende Hinweise für die Helfer.

Autor*innen

Susanne Schmid/Kinder- und Jugendärzte im Netz | zuletzt geändert am um 15:44 Uhr