Erste Anzeichen im Nabelschnurblut

Risiko für Nahrungsmittelallergien

Im Nabelschnurblut haben Wissenschaftler eine Immun-Signatur entdeckt, die auf ein erhöhtes Risiko für Nahrungsmittelallergien hindeutet. Sie entsteht vermutlich, wenn das Immunsystem während der Geburt besonders aktiv ist.

Erdbeeren, Nüsse, Äpfel – bei einer Nahrungsmittelallergie sind viele Lebensmittel tabu. In den letzten Jahren stieg die Zahl der Erkrankten stetig an. Vor allem Kinder unter fünf Jahren sind betroffen. Nun haben australische Wissenschaftler vom Walter- und Eliza-Hall-Institut das Nabelschnurblut von über 1000 Säuglingen untersucht und festgestellt: Neugeborene mit einer typischen Immun-Signatur im Nabelschnurblut entwickeln nach zwöl Monaten mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Nahrungsmittelallergie.

Nabelschnurblut zeigt ein erhöhtes Vorkommen an aktivierten Monozyten

Was die Wissenschaftler im Nabelschnurblut entdeckten, war ein erhöhtes Vorkommen an aktivierten Monozyten. Diese speziellen Immunzellen fördern im aktivierten Zustand die Bildung von T-Zellen, weiteren Vertretern des Immunsystems. T-Zellen wiederum verursachen verschiedene entzündliche und allergische Reaktionen im Körper.

Zustand des Immunsystem während der Geburt ist entscheidend

Doch wie entsteht die fragliche Immun-Signatur? „Es gab eine Beziehung zwischen diesen Veränderungen der Immunzellen im Nabelschnurblut und der Dauer der Wehen“, berichtet Professor Len Harrison vom Walter- und Eliza-Hall-Institut. Im Umkehrschluss daraus zu folgern, dass eine verlängerte Wehendauer automatisch zu einer Nahrungsmittelallergie führt, wäre falsch. Fest steht lediglich, dass die Immun-Signatur durch ein hyperreaktives Immunsystem des Kindes während der Geburt entsteht und ein relativ sicheres Indiz für eine spätere Nahrungsmittelallergie ist. Damit bildet das Forschungsergebnis zwar die wissenschaftliche Grundlage für Nahrungsmittelallergie-Screenings bei Neugeborenen, sie erklärt jedoch nicht die Entstehung von Nahrungsmittelallergien.

Ursachen für Nahrungsmittelallergien bleiben unklar

„Diese Studie zeigt, wie wichtig es ist, die Schwangerschaft und die frühe Kindheit zu betrachten, um wirklich zu verstehen, warum chronische Immun- und Entzündungserkrankungen wie Allergien sich entwickeln", kommentiert Professor Harrison. Laut aktueller Datenlage sind Nahrungsmittelallergien nicht allein genetisch bedingt. Als mögliche Ursachen gelten der Ernährungszustand der Mutter, die Darmflora des Babys sowie Infektionen der Plazenta und des Fruchtwassers.

Weitere Informationen zur englischsprachigen Studie finden Sie auf der Internetseite von Science Translational Medicine.

Autor*innen

Susanne Schmid/ Monks - Redaktion Ärzte im Netz | zuletzt geändert am um 14:12 Uhr