Therapie beugt Sehschwäche vor

Schielen bei Kindern

Wenn Säuglinge hin und wieder schielen, ist dies kein Grund zur Sorge. In den ersten Lebensmonaten können Babys die Bewegungen beider Augen noch nicht richtig koordinieren. Bei älteren Kindern jedoch begünstigt häufiges Schielen eine Sehschwäche. Daher rät Dr. Christiane Roick, stellvertretende Leiterin des Stabs Medizin im AOK-Bundesverband, Fehlstellungen der Augen so früh wie möglich behandeln zu lassen.

Kindliches Schielen führt zu Sehschwäche

Schielen, auch Strabismus genannt, kommt bei circa 4 Millionen Menschen in Deutschland vor. Dabei schauen die Augen beim Fixieren von Objekten in unterschiedliche Richtungen. Es entstehen Doppelbilder, die im Gehirn nicht richtig zur Deckung kommen und das räumliche Sehen ist eingeschränkt. Bei Kindern unterdrückt das Gehirn die störenden Doppelbilder des schielenden Auges. Die Sinneszellen des unbenutzten Auges arbeiten nicht richtig und das Sehvermögen entwickelt sich nicht weiter. Bleibt das Schielen unbehandelt, entwickelt sich bei 70 bis 90 Prozent der Kinder eine einseitige Sehschwäche.
Die Ursachen für die Fehlstellung der Augen sind vielfältig. Neben einer genetischen Veranlagung können angeborene Brechungsfehler oder Linsentrübungen das Schielen auslösen. Daneben kommen als Auslöser Krankheiten mit hohem Fieber, Unfälle oder schwere seelische Krisen in Frage.

Früherkennung nutzen

Wenn Eltern bei ihrem Kind ein länger anhaltendes Schielen bemerken oder den Eindruck haben, dass das Sehen eingeschränkt ist, sollten sie unbedingt einen Kinder- oder Augenarzt aufsuchen. Ein Arztbesuch ist auch sinnvoll bei Auffälligkeiten wie Veränderungen der Lider, Trübung der Hornhaut oder Pupille, Augenzittern oder Lichtscheu. Da die Fehlstellung nicht immer deutlich sichtbar ist, rät die AOK-Expertin, „alle empfohlenen Früherkennungsuntersuchungen für Kinder zu nutzen“. Die Kosten für die Untersuchungen, bei denen die Augen auf mögliche Sehstörungen untersucht werden, übernimmt die Krankenkasse.

Bei der Behandlung ermittelt der Arzt zuerst die Ursache für das Schielen. Ist eine Fehlsichtigkeit verantwortlich, schafft eine passende Brille Abhilfe. Liegt bereits eine Sehschwäche vor, behandelt der Arzt diese in den meisten Fällen mit einem Pflaster, das das gesunde Auge in einem bestimmten Rhythmus abdeckt. Wichtig hierbei ist, dass die Eltern das Training unterstützen, mahnt Dr. Roick. Nur wenn der Schielwinkel sehr groß ist, ist eine Operation der Augenmuskeln notwendig. Das Risiko eines solchen Eingriffs ist gering, die Erfolgsaussichten hoch.

Autor*innen

Katrin Stegherr; AOK | zuletzt geändert am um 09:36 Uhr