Wann ist eine OP sinnvoll?

Wiederkehrende Mandelentzündung

Chronisch entzündete Mandeln sind ein Bakterienreservoir. Von hier drohen die Keime auf andere Organe überzugreifen. Als Vorbeugemaßnahme hat sich das Entfernen der Mandeln bewährt. Ob eine OP immer nötig ist und wann eine Verkleinerung der Mandeln genügt, erklärt Dr. Wolfgang Hornberger vom Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte (BVHNO).

Chronifizierung vermeiden

Mandel-Operationen gehören zum Praxis-Alltag des HNO-Arztes, bei Kindern sind sie die zweithäufigste Operation überhaupt. „Bei Erwachsenen sollte nach vier antibiotisch behandelten Mandelinfektionen im Jahr oder insbesondere nach dem Auftreten von Komplikationen eine Entfernung der Gaumenmandeln in Erwägung gezogen werden. Bei Kindern ist meist nach fünf bis sechs akuten Mandelentzündungen im Jahr eine operative Teil- oder Komplettentfernung der Mandeln ratsam“, erläutert Dr. Wolfgang Hornberger vom BVHNO.

Der Experte ergänzt: „Um gerade bei kleinen Kindern bis zum 4. Lebensjahr die Abwehrfunktion der Gaumenmandeln nicht zu verlieren, erfolgt hier oft nur eine Verkleinerung, solange das Mandelgewebe noch nicht chronisch verändert ist." Dieser Eingriff kann ambulant erfolgen.

Infektionsherd beseitigen

Ist die Mandelentzündung bereits chronisch, bleibt eine Komplettentfernung der Mandeln als letzter Weg. Durch häufige Entzündungen siedeln sich in den kleinen Einbuchtungen der Gaumenmandeln, den so genannten Krypten, vermehrt Keime an. „Dies kann zu einem Reservoir und Streuherd vor allem für Bakterien werden, die auf andere Organe, wie zum Beispiel Herz oder Nieren, übergreifen können“, warnt der niedergelassene HNO-Arzt aus Sulzbach. „Auch bei chronischen Mandelentzündungen ist daher ein operativer Eingriff ratsam. Hier ist allerdings eine Teilentfernung nicht möglich, da der Infektionsherd im Körper verbleiben würde. Bei chronischen Infektionen ist immer eine Komplettentfernung der Gaumenmandeln, eine Tonsillektomie, notwendig", erklärt Dr. Hornberger weiter.

Die Tonsillektomie erfolgt meist unter Vollnarkose unter stationären Bedingungen. Denn als Nebenwirkung drohen Nachblutungen, die umgehend ärztlich versorgt werden müssen. „Um das abheilende Gewebe nicht zu sehr zu reizen und das Risiko von Nachblutungen zu senken, sollten Patienten für etwa zwei Wochen nach dem Eingriff auf körperliche Anstrengung, heißes Baden oder Duschen und harte Speisen, wie zum Beispiel Brotkrusten, verzichten", rät Dr. Hornberger.

Autor*innen

Sandra Göbel/BVHNO | zuletzt geändert am um 09:24 Uhr