Erkrankung endet nicht mit 18

ADHS im Erwachsenenalter

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Die Erkrankung ADHS endet nicht mit dem 18. Geburtstag.

Die „Kinderkrankheit" ADHS äußert sich bei Erwachsenen anders und wird seltener behandelt als bei Kindern. Doch jeder zweite Patient nimmt die Krankheit ins Erwachsenenleben mit. Psychostimulanzien und Verhaltenstherapie können ihnen helfen, die Symptome zu lindern.

Diagnosekriterien sind auf Kinder ausgerichtet

Aufmerksamkeitsstörungen äußern sich meist durch charakteristische Symptome: verkürzte Aufmerksamkeitsspanne, fehlende geistige Ausdauer, Sorgfaltsfehler, nicht zuhören können. Hyperaktivität zeigt sich in ständiger innerer Unruhe, die sich auch lautstark äußern kann, exzessiver motorischer Aktivität, nicht sitzen bleiben können. Überhöhte Impulsivität lässt Betroffene exzessiv reden, Antworten herausplatzen, andere Unterbrechen und stören. "Für die Diagnose ADHS müssen soche Kernsymptome vor dem siebten Lebensjahr auftreten, sich in verschiedenen Lebensbereichen bemerkbar machen und dort zu relevanten Beeinträchtigungen führen," erklärt Prof. M. Rösler von der Uniklinik Homburg/Saar.ADHS gibt es auch bei Erwachsenen

Bei Erwachsenen ist es schwierig das Krankheitsbild zu erkennen, denn zur korrekten Diagnose gehört der Nachweis, dass die Störung schon in der Kindheit begonnen hat. Außerdem wandeln sich die Symptome mit dem Alter. Die Hyperaktivität bessert sich, Aufmerksamkeitsstörung und Impulsivität zeigen sich in einem desorganisierten Lebensstil. Betroffenen fällt es schwer, Ordnung zu schaffen und sich an Regeln zu halten. Ihr Selbstwertgefühl sinkt, wichtige Aufgaben werden verzögert und gute Möglichkeiten nicht genutzt. Viele sind im Familien- und Arbeitsleben durch plötzliche Wutanfälle und innere Unruhe beeinträchtigt.Ausgleichende Stimulierer

Kinder und Jugendliche werden mit kognitiver Verhaltenstherapie, oft in Kombination mit Arzneimitteln, behandelt. Stimulanzien wie Methylphenidat (MPH) und Amphetamine sind schon über 40 Jahre im Einsatz. Sie stabilisieren die Patienten und erleichtern ihnen den Alltag. Die Arzneimittel sollen die Neurotransmission von Dopamin in den Nervenzellen des Gehirns verbessern. Die Dopamin-Neurotransmission spielt eine wesentliche Rolle für Antrieb und Motivation. Ein neuer Wirkstoff, das Atomoxetin, wirkt dagegen vor allem auf das Noradrenalinsystem, das die Fähigkeit zu Konzentration und Aufmerksamkeit beeinflusst.ADHS-Therapie mit Medikamenten

Während Methylphenidat nicht explizit für die Behandlung Erwachsener zugelassen ist, kann mit Atomoxetin weiterbehandelt werden, wenn die Therapie vor dem 18. Lebensjahr beginnt. Grundsätzlich kommen beide Medikamente bei der Behandlung von ADHS in Frage, allerdings stehen viele Patienten der Arzneimitteltherapie skeptisch gegenüber. Sie ist auch nicht immer erforderlich. Sind die Symptome allerdings quälend und die Beeinträchtigungen sehr ausgeprägt, können Medikamente eine große Hilfe sein. Genaue Aufklärung über Nutzen und Nebenwirkungen der Medikamente baut Zweifel ab.

Autor*innen

Susanne Kemmer/DAZ | zuletzt geändert am um 14:51 Uhr