Unkontrolliertes Zucken und Räuspern

Was sind Tics?

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Kinder und Jugendliche mit Tics brauchen viel Unterstützung.

Tics wie dauerndes Räuspern, Stirnrunzeln oder unrhythmisches Blinzeln sind meist vorübergehende Störungen. Manchmal werden sie aber chronisch und sind behandlungsbedürftig. Medikamente können die Symptome lindern und eine Verhaltenstherapie hilft, besser mit der Krankheit zu leben.

Krankheit beginnt meist bei Kindern

Tics sind kurze Muskelzuckungen, die sich unrhythmisch wiederholen. Das verursacht absolut ungeplante Bewegungen oder Laute. Ärzte unterscheiden dementsprechend zwischen motorischen und vokalen Tics. Es gibt auch Betroffene, die unter einer Kombination aus beidem leiden, dem so genannten Tourette-Syndrom. Dass das Tourette-Syndrom mit dem Rufen von obszönen Wörtern einhergehe, trifft nur auf einen kleinen Teil der Betroffenen zu.

Tics treten meist im Kindes- und Jugendalter auf. „Bis zu 20 Prozent der Kinder in der Grundschule haben vorübergehende Tics“, weiß der Kinder- und Jugendpsychiater V. Rößner. Das heißt, sie dauern nicht länger als ein Jahr. Nach der Grundschulzeit sinkt die Zahl der betroffenen Kinder auf drei bis vier Prozent. Patienten, die ihre Tics auch nach einem Jahr noch nicht ablegen können, gelten als chronisch krank.

Wenn Tics das erste Mal auftreten, betreffen sie oft das Gesicht: Blinzeln, Grimassieren und Räuspern sind die häufigsten Symptome. Wird die Krankheit chronisch, breitet sich der Tic aus, wandert oft auch in die Gliedmaßen.

Bei Vorahnung unterdrücken

Die Ursachen, warum jemand einen Tic bekommt, sind unbekannt. Fest steht, dass Stress ihn häufig verstärkt oder einen Ausbruch heraufbeschwört. Manche Patienten entwickeln eine Vorahnung und spüren, wenn der Tic kommt. „Das ist ein Gefühl ähnlich dem, bevor man niest“, sagt Rößner. Das nutzen Ärzte für die Verhaltenstherapie: Die Betroffenen lernen, den bevorstehenden Tic zu erkennen und willentlich zu unterdrücken.

Stress nicht verstärken

In der Verhaltenstherapie entwickeln betroffene Kinder und Jugendliche außerdem Strategien, um mit der Krankheit selbstbewusst umzugehen. Häufig werden sie für ihren Tic gehänselt, nachgeäfft oder gar bestraft. Die ideale Einstellung ist laut Psychologen, wenn sich die Kinder sagen:'Na und, was soll’s?' Denn steuern können sie den Tic ohnehin nicht. Eltern sollten die Lehrer des Kindes informieren, um Strafen zu verhindern.

Den Tic „verbieten“ verstärkt ihn nur, weil es das Kind zusätzlich stresst. Auch Lob für „ticfreie Zeiten“ droht eine Tic-Attacke zu provozieren. Idealerweise verhält sich das Umfeld, als sei der Tic nichts Besonderes. Sollte sich jemand das Lachen einmal nicht verkneifen können, raten die Psychologen das direkt anzusprechen und sich auch dafür zu entschuldigen.

Autor*innen

Sandra Göbel | zuletzt geändert am um 16:50 Uhr