Gesprächsbedürfnis ungestillt

Betreuung nach der Geburt

Ärzte und Hebammen sprechen nach Geburten zu wenig mit den Müttern, sogar nach einem Kaiserschnitt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Barmer GEK und der Bertelsmann Stiftung.

Keine Gelegenheit zum Reden

An der Umfrage beteiligten sich über 1.500 Mütter, die im Jahr 2011 ein Kind zur Welt gebracht hatten. Grundsätzlich waren alle befragten Frauen mit der Betreuung während der Schwangerschaft, vor der Geburt und im Wochenbett sehr zufrieden.

Für die Kommunikation gilt dies allerdings nicht: Mehr als ein Viertel der Frauen mit einer Kaiserschnittentbindung gaben an, dass niemand mit ihnen nach der Geburt gesprochen habe. Wenn es eine Besprechung gab, fiel diese zumeist knapp aus. Mit Hebammen dauerte sie bei gerade einmal sieben Prozent der Mütter länger als dreißig Minuten, mit Ärzten waren nur zwei Prozent der Befragten länger als eine halbe Stunde im Gespräch. Noch geringer fällt die Gesprächsbereitschaft von Ärzten und Hebammen bei natürlichen Geburten aus – hier hatte ein Drittel der Frauen im Nachhinein keine Gelegenheit zu einem Gespräch.

Medizinische Eingriffe erfordern Aussprache

Dabei wären solche Gespräche zumindest bei größeren medizinischen Eingriffen dringend notwendig – zum Beispiel bei einem Kaiserschnitt. "Ein Kaiserschnitt ist ein medizinischer Eingriff, mit dem Ärzte und Hebammen die Mütter anschließend nicht allein lassen dürfen. Ein ausreichend langes Informationsgespräch vor der Geburt und eine gemeinsame Nachbereitung sollte deshalb zum Standard der Geburtshilfepraxis gehören", meint Gesundheitswissenschaftlerin Petra Kolip von der Universität Bielefeld.

Autor*innen

Julia Heiserholt, Barmer GEK | zuletzt geändert am um 16:30 Uhr