Askese ohne Beigeschmack

Richtig fasten

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Auch nach dem Fasten ist es ratsam, sich kalorienbewusst zu ernähren.

Fasten ist wieder in Mode. Besonders nach der Faschingszeit wollen viele ihrem Körper etwas Gutes tun und verzichten deshalb eine Zeit lang aufs Essen. Was dabei zu beachten ist und ob Fasten überhaupt etwas bringt.

Jo-Jo-Effekt vorprogrammiert

Wer fastet, der sieht den Erfolg zunächst auf der Waage. Schon nach den ersten Tagen zeigt diese ein paar Kilos weniger an. Der schnelle Gewichtsverlust täuscht jedoch. Denn der Körper hat einfach nur jede Menge Wasser verloren. Um Fettpölsterchen abzubauen, muss das Fastenprogramm schon mindestens eine Woche dauern. Als Diät eignet sich Fasten aber nur dann, wenn die Ernährung danach umgestellt wird. Sonst kommen die Fettpölsterchen und die überflüssigen Kilos sofort wieder.

Gesunder Verzicht

Für was ist der Verzicht auf feste Nahrung dann gut? Sicher ist, dass der Körper beim Fasten auf seine Reserven zurückgreifen muss. Dadurch wird er aufmerksamer für das, was in ihm vorgeht. Auch Umweltreize kann er besser verarbeiten. So quälen einige Rheumapatienten, die regelmäßig fasten, weniger Schmerzen, Allergiker reagieren schwächer auf Pollen, Patienten mit entzündetem Darm plagen seltener Verdauungsprobleme. Auch das Immunsystem profitiert. Es lernt, Erreger schneller und effektiver zu bekämpfen.

Die Nahrungsaskese wirkt sich übrigens auch positiv auf das seelische Wohl aus. Wer fastet, hält inne. Dabei überdenkt er unter Umständen alltägliche Gewohnheiten wie die fettige Fertigpizza oder die Feierabendzigarette.

Erst Askese, dann Apfel

Egal, was genau zum Fasten bewegt –  das Wie zählt. Zunächst ist es wichtig, den Körper auf die Askese vorzubereiten. Am ersten Tag stehen deshalb vor allem Obst, Müsli, Quark und Rohkost auf dem Speiseplan. Der zweite Tag dient der Darmentleerung – etwa mit abführendem Glaubersalz aus der Apotheke. Ab dem zweiten Tag gibt es überhaupt keine feste Nahrung mehr. Trinken ist jetzt das A und O. Mindestens drei Liter Flüssigkeit pro Tag sind Pflicht. Je nach Plan dürfen Fastende Wasser, Tee, Saft oder sogar Gemüsebrühe trinken. Nach einigen Tagen der Askese muss sich der Körper dann wieder an feste Nahrung gewöhnen. Als erstes richtiges Essen eignet sich ein Apfel. Danach folgen Suppe, Buttermilch, Joghurt oder Knäckebrot. Einen genauen Ernährungsplan gibt es auch beim Hausarzt oder in der Apotheke.

Fasten ohne Überstunden

Nicht jedem empfehlen Experten allerdings eine Fastenkur. Ein Verzicht auf feste Nahrung belastet nämlich den Kreislauf. Schwangere, kleine Kinder sowie Senioren lassen deshalb besser die Finger davon. Auch wer im Büro gerade sehr viele Überstunden schiebt oder sich auf einen Halbmarathon vorbereitet, sollte nicht fasten. Ein Urlaubsschein fürs Fasten muss aber nicht unbedingt sein: Normale Arbeitszeiten stellen kein Problem dar – genau wie ein lockeres Sportprogramm.

Autor*innen

Julia Ehmer | zuletzt geändert am um 11:20 Uhr