Finger weg von fremden Arzneimitteln

Medikamente: Mitbenutzen verboten!

Ärztliche Verordnungen beziehen sich immer auf eine konkrete Person. Ein Mitbenutzen oder Aufbrauchen von Medikamenten durch anderen Personen ist nicht vorgesehen. Das hat seinen Grund: Wer sich an fremden Arzneimitteln vergreift, riskiert schwere Nebenwirkungen und Wechselwirkungen.

Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) haben in den vergangenen fünf Jahren 11 Prozent der Versicherten Medikamente eingenommen, die ursprünglich für andere Personen bestimmt waren. In der Altersgruppe der 18- bis 39-Jährigen gibt fast jeder Fünfte zu, einmal fremde Arzneimittel verwendet zu haben. „Offenbar ist vor allem Jüngeren nicht bewusst, dass die willkürliche Einnahme von Arzneimitteln zu erheblichen Nebenwirkungen führen kann. Zudem können auch Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen gefährlich werden", kommentiert Tim Steimle, Leiter des Fachbereiches Arzneimittel bei der TK.

Warum das Risiko für Neben- und Wechselwirkungen bei fremden Arzneimitteln größer ist

Beim Verschreiben von Medikamenten behält der Arzt den gesamten Patienten im Blick. Neben Alter, Geschlecht und Körpergewicht berücksichtigt er Begleiterkrankungen und gleichzeitig eingenommene Arzneimittel. Schließlich wirken Medikamente bei jedem Menschen anders. Wer das außer Acht lässt, riskiert Neben- und Wechselwirkungen. Bestimmte Schmerzmittel etwa, die ein gesunder 30-Jähriger problemlos verträgt, verursachen bei Asthmatikern Atemprobleme, bei Allergikern Unverträglichkeitsreaktionen und bei Kindern schwere Vergiftungen. Aus dem gleichen Grund eignet sich die Migränetablette der Tochter nicht zwangsläufig für die 65-Jährige Mutter mit Herz-Kreislauf-Problemen. Besonders gefährlich wird es, wenn verschiedene Medikamente aufeinandertreffen. Zu einem Antidepressivum etwa passen nur bestimmte Hustensäfte. Blutzuckersenkende Medikamente vertragen sich nur mit speziellen Schmerzmitteln.

Wie das Mitbenutzen von Arzneimitteln Antibiotika-Resistenzen begünstigt

Einen Sonderfall bilden Antibiotika. Bei ihnen hängt die Medikamentenwahl abgesehen von der Erkrankung und der Eigenschaft des Patientens wesentlich von der Art des zu bekämpfenden Bakteriums ab. Dies erklärt, warum ein Medikament gegen Lungenentzündung beim einen Patienten hilft, während es beim anderen wirkungslos bleibt. Mit dem falschen Antibiotikum konfrontiert, überdauern die Bakterien, erlernen spezielle Überlebensstrategien und entwickeln gefürchtete Antibiotika-Resistenzen.

Autor*innen

Susanne Schmid/Techniker Krankenkasse | zuletzt geändert am um 12:38 Uhr