Ursachen, Diagnose und Behandlung

Was ist Fructose-Intoleranz?

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Bei der weitaus häufigeren Form der Fructose-Intoleranz können Betroffene nach einer Diät oft wieder Frutctoseprodukte in bestimmten Maßen essen.

Erdbeeren, Pfirsiche oder Kirschen – im Sommer können davon viele Naschkatzen nicht genug bekommen. Doch Menschen mit einer Fructose-Intoleranz dürfen Früchte überhaupt nicht oder nur in Maßen genießen. Ein Überblick zur Fructose-Intoleranz.

Unter Fructose-Intoleranz versteht man eine Nahrungsmittelunverträglichkeit gegenüber Fruchtzucker (Fructose). Dabei werden zwei Formen unterschieden: Die hereditäre Fructose-Intoleranz (HFI) ist eine angeborene Stoffwechselstörung, bei der der Betroffene einen Mangel an dem Enzym Fruktose-1-Phosphat-Aldolase aufweist. Er reagiert bereits auf geringe Mengen mit ernsten Symptomen. Im schlimmsten Fall drohen Nieren- oder Leberschäden. Die HFI ist jedoch sehr selten. Daneben gibt es die weitaus häufigere intestinale Fructose-Intoleranz (IFI): Hierbei wird nur unzureichend Fruchtzucker im Dünndarm aufgenommen. Etwa 10 bis 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind davon betroffen.


Ursachen der Fructose-Intoleranz

Damit die im Dünndarm freigesetzten Nährstoffe durch die Zellmembran der Dünndarmzotten in die Blutbahn und Lymphe gelangen, dienen bestimmte Proteine als “Transportmittel“. Der Transporter für Fructose wird als GLUT5 bezeichnet. Doch wie in den Transportmitteln der Menschen ist deren Aufnahmefähigkeit begrenzt. Weist der Transporter GLUT5 einen Defekt auf, kann er weniger Fructose absorbieren, als der von gesunden Personen. Bei manchen Betroffenen ist die Stoffwechselstörung angeboren, andere haben sie im Laufe ihres Lebens erworben. Bei einigen bleibt sie zeitlebens bestehen, bei anderen verschwindet sie nach einer gewissen Zeit durch eine adäquate Diät. Der Grund für den Defekt des GLUT5 ist bisher nicht bekannt.

Bezeichnung: Fructose-Intoleranz versus Fructose-Malabsorption

Fazit: Der intestinalen Fructose-Intoleranz liegt eine deutlich eingeschränkte Absorptionskapazität der Fructose zugrunde. Deshalb ist Experten zufolge Fructose-Malabsorption (aus dem Lateinischen malus: schlecht und absorbere: aufnehmen) die medizinisch korrektere Bezeichnung für diese Stoffwechselstörung. Der gleichfalls medizinische Terminus Fructose-Intoleranz wird eher umgangssprachlich verwendet und bezeichnet das nicht Vertragen von Fruchtzucker, also eine Fruktose-Unverträglichkeit.

Symptome der Fructose-Malabsorption

Die nicht aus dem Dünndarm abtransportierte Fructose gelangt in den Dickdarm, wo sie Bakterien zersetzen. Bei diesem Vorgang werden Gase freigesetzt. Sie führen die für die Fructose-Malabsorption typischen Beschwerden herbei: Menschen mit deutlich beschränkter Fructose-Aufnahmefähigkeit werden von Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall geplagt. Auch Völlegefühl und Koliken prägen das Krankheitsbild.

Diagnose mit einem Fructose-Intoleranz-Test

Um den Verdacht auf Fructose-Malabsorption zu überprüfen, nimmt ein Gastroenterologe in einem Erstgespräch die Geschichte der Vorerkrankungen und aktuellen Beschwerden auf. Um die hereditäre Fructose-Intoleranz im Vorfeld auszuschließen, erfolgt eine Blutabnahme. Eine körperliche Untersuchung gehört oftmals dazu, um die Diagnose zu stellen. Da das Beurteilen des Verdauungstrakts von außen begrenzt ist, liefert ein sogenannter Fructose-Intoleranztest die sichersten Daten: Im nüchternen Zustand pustet der Betroffene in ein Gerät zur Messung der Wasserstoffkonzentration der Ausatemluft. Anschließend nimmt er 20 bis 50 Gramm (g) Fructoseflüssigkeit zu sich. Im 30-Minuten-Takt wird die Ausatemluft auf ihrem Wasserstoffgehalt mindestens viermal gemessen: Denn genau dieses Gas ist es, was beim Zersetzen des Fruchtzuckers im Dickdarm durch die Bakterien freigesetzt und in die Lunge abgegeben wird. Indem die anschließend gemessenen Werte mit dem im Vorfeld ermittelten Wert verglichen werden, können die Fachärzte feststellen, inwiefern eine Fructose-Malabsorption vorliegt oder nicht. Der Test wird ebenso von Allergologen durchgeführt.

Die Ernährung mit einer Fructose-Malabsorption

Bei einer angeborenen Fructose-Malabsorption oder bei einer hereditären Fructose-Intoleranz ist es notwendig, dass sich die Betroffenen ein Leben lang strikt an eine fructose- und sorbitarme Ernährung halten. Denn der Zuckeralkohol der Glukose – Sorbit– hemmt zusätzlich die Aufnahme von Fructose durch GLUT5, während das zeitgleiche Hinzuführen von Glucose die Aufnahme fördert.

Bei der erworbenen Fructose-Malabsorption hingegen ist eine lebenslange Diät meist nicht nötig: Sehr oft wird zunächst in einer anfänglichen Karenzzeit auf fructosehaltige-Produkte verzichtet. Damit sich die im Darm befindlichen Zuckertransporter währenddessen nicht verringern und die Aufnahmeunfähigkeit nicht zunimmt, sollte der Betroffene nach einer bestimmten Zeit wieder sukzessiv Fruchtzuckerprodukte zu sich zunehmen. Dabei hilft ein individuell erstellter Diätplan, der mit einem Ernährungsberater erstellt wird. Dieser Experte ist ebenso dazu da, den Betroffenen durch diese Phase beratend zu begleiten und ist bei allen weiteren Problemen und auftauchenden Fragen stetiger Ansprechpartner. Auch Personen mit einer hereditären Fructose-Intoleranz sollten sich nach der Diagnose unbedingt an einen solchen Fachspezialisten wenden und nicht im Alleingang ihre künftige Ernährungsweise festlegen. Darüber hinaus stehen den Betroffenen jederzeit die Pharmazeuten in der Apotheke beratend zur Seite.

Autor*innen

J.Schmidt/DocCheck-Flexikon/Apotheken-Umschau online/nmi-PortalGöfg/netdoctor.de | zuletzt geändert am um 14:41 Uhr