Mythen rund um die Zahnpflege

Auf den Zahn gefühlt

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Zahnpflege will gelernt sein. Kinder bekommen die richtige Putztechnik vom Zahnarzt gelernt. Erwachsene sollten ihr Wissen alle paar Jahre auffrischen.

Schlechte Zähne sind erblich, fest schrubben reinigt am effektivsten und Zahnfleisch, das nicht blutet, ist gesund – zahlreiche „Weisheiten“ kursieren über die Zahnpflege. Welche Mythen stimmen und was man getrost vergessen kann, erklärt Dr. Christian Reinelt, Beratungszahnarzt bei der Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK).

Mythos 1: Milchzahnpflege ist nicht so wichtig

Das stimmt nicht. Studien belegen, dass ein gutes Milchgebiss eine wichtige Voraussetzung für die Gesundheit der bleibenden Zähne ist. Karies und Zahnentzündungen am Milchgebiss schädigen nämlich die Entwicklung der Zahnkronen der bleibenden Zähne. Außerdem kann der Nachfolgezahn bei vorzeitigem Verlust des Milchzahns in schlechter Position herauskommen. Dann wird er zum Fall für den Kieferorthopäden.

Mythos 2: Tüchtig schrubben tut den Zähnen gut

Ganz im Gegenteil! Zu festes Putzen strapaziert Zähne und Zahnfleisch, entfernt den schützenden Zahnschmelz, verletzt das Zahnfleisch und legt die empfindlichen Zahnhälse frei. Dann droht Parodontose. Daher sollte man nur mit leichtem Druck putzen. Wer testen möchte, wo der Ideal-Druck liegt, kann eine einfache Küchenwaage zu Hilfe nehmen: Zeigt sie zwischen 150 und 200 Gramm an, wenn man mit der Zahnbürste draufdrückt, ist der Druck genau richtig.

Mythos 3: Schlechte Zähne sind erblich

Gene sind ein wichtiger Faktor bei der Zahngesundheit. Jedoch ist Veranlagung nicht alleine entscheidend. Jeder ist für sich und seine Zähne verantwortlich und trägt mit regelmäßiger Zahnpflege zu deren Gesundheit bei.

Mythos 4: Von rot nach weiß putzen

Immer vom Zahnfleisch zur Zahnkrone putzen – so hat man das vor einigen Jahren noch beim Zahnarzt gelernt. Mittlerweile hat sich eine neue Zahnputztechnik durchgesetzt: die sogenannte Bass- und Rütteltechnik. Bei ihr setzt man die Zahnbürste in einem 45-Grad-Winkel am Zahnfleischrand an und bewegt sie dann mit rüttelnden Bewegungen auf der Stelle. Dadurch werden Speisereste aus den Zahnzwischenräumen und den Zahnfleischtaschen geholt und Beläge gelöst. Anschließend wird die Bürste mit einer leichten Drehbewegung Richtung Zunge geführt.

Mythos 5: Zahnfleisch, das nicht blutet, ist gesund

Zahnfleischbluten ist ein Anzeichen für Zahnfleischentzündungen oder Parodontitis. Aber nicht blutendes Zahnfleisch garantiert keine gesunden Zähne. Bei Rauchern etwa blutet auch entzündetes Zahnfleisch kaum, da sich die Blutgefäße durch den Nikotinkonsum verengen. Die minimalen Blutungen am Zahnfleisch werden dann leicht übersehen. Entzündungen bleiben so oft unbemerkt.

Mythos 6: Verfärbte Zähne sind schlecht gepflegt

Optisch sind weiße Zähne ein Hingucker. Wer hingegen leicht gelbliche Zähne hat, dem wird oft mangelnde Mundhygiene nachgesagt. Das trifft häufig nicht zu. Fakt ist: Zähne haben, wie auch die Haut, von Mensch zu Mensch ihre ganz eigene Farbe. Diese hängt von verschiedenen Faktoren ab, einer davon ist Veranlagung. Zähne bestehen aus dem Zahnbein und dem darüber liegenden Zahnschmelz. Beide Substanzen können verschieden hell sein. Vor allem der Ton des Zahnschmelzes bestimmt die Farbe: Ist er hell, dann strahlt auch der Zahn. Ist er dünn oder lichtdurchlässig, schimmert das gelbe Innenleben des Zahnbeins durch.

Autor*innen

Sandra Göbel/SBK | zuletzt geändert am um 11:00 Uhr