Süßstoffe in Maßen ungefährlich

Stevia für Diabetiker nicht gesünder

Knapp über ein Jahr ist Stevia in der EU als Lebensmittel zugelassen. Seitdem wird der Zuckerersatzstoff oft als Wundermittel gefeiert. Doch Stevia ist für Diabetiker nicht besser oder schlechter geeignet als andere Süßstoffe. Darauf verweist die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG).

Wundermittel Stevia?

Der Zuckerersatz wird aus der Pflanze Stevia rebaudiana gewonnen, die man auch Süßkraut oder Honigkraut nennt. Steviolglycosid, wie Stevia richtig heißt, ist bis zu 300 Mal süßer als Zucker und praktisch kalorienfrei. Ungeklärt ist, ob die Gefahr einer Überdosierung besteht. Daher hat die EU die Empfehlung für einen Grenzwert von 4 Milligramm pro Kilo Körpergewicht am Tag ausgesprochen. Im Rahmen dieser Tagesdosis gilt der Verzehr von Stevia als unbedenklich.

Gerade für Diabetiker sind Süßstoffe eine gute Alternative zu Zucker. Seit der Zulassung als Lebensmittel durch die EU gilt Stevia für viele als der gesündeste Zuckerersatzstoff. Doch Dr. med. Stephan Matthaei, Präsident der DDG, sagt: „Stevia ist eine weitere Alternative zu Zucker, die keine Kalorien enthält. Nicht mehr und nicht weniger.“ Lediglich Menschen, die an der Stoffwechselstörung Phenylketonurie leiden und zugleich Süßstoffe benötigen, profitieren von Stevia.

Auch künstliche Süßstoffe unbedenklich

Tests haben ergeben, dass Stevia weder kariesfördernd noch krebserregend ist, das Erbgut nicht schädigt und weder die Fruchtbarkeit noch die Entwicklung von Ungeborenen stört. Dies gilt allerdings auch für andere Süßstoffe, betont Prof. Dr. med. Andreas Fritsche, Pressesprecher der DDG. Die American Diabetes Association hat fünf künstliche Süßstoffe getestet und für unbedenklich erklärt. „Es gibt keinerlei belastbare wissenschaftliche Belege, die zeigen, dass diese Süßstoffe in den zum Verzehr geeigneten Mengen krebsfördernd sind“, erklärt Fritsche.

Der Experte räumt mit der weitverbreiteten Vorstellung auf, Süßstoffe würden durch Insulinausschüttung Hungerattacken auslösen und süchtig machen. „Wenn überhaupt, vermittelt Insulin bei schlanken Menschen ein Sättigungsgefühl ans Gehirn“, erläutert Fritsche. Bei übergewichtigen Menschen liegt dagegen meist eine Unempfindlichkeit gegen Insulin vor und das Sättigungsgefühl kommt im Gehirn nicht an. „Nach allem, was wir derzeit wissenschaftlich wissen, können weder Zucker noch Süßungsmittel süchtig machen“, so Fritsche. Unabhängig davon gilt aber für Diabetiker und Gesunde die Empfehlung, pro Tag nicht mehr als 50 Gramm Zucker oder die empfohlenen Mengen Süßstoff zu sich zu nehmen.

Autor*innen

Katrin Stegherr, DDG | zuletzt geändert am um 15:34 Uhr