Masern-Infektionen im Vormarsch

Impf-Verdrossenheit nimmt zu

In vielen deutschen Landkreisen fehlt es den Kindern am nötigen Impfschutz. Dadurch droht die Ausbreitung gefährlicher Infektionskrankheiten wie Masern. Prof. Dr. Philipp Henneke vom Universitätsklinikum Freiburg ermutigt Eltern, ihre Kinder gegen Infektionskrankheiten impfen zu lassen.

Unzureichende Durchimfpungsraten gegen Masern und Tetanus

Im Jahr 2013 stieg die Zahl der Maserninfektionen deutlich an. Ein Blick in die deutschen Landkreise erklärt die Situation. Um eine Ausbreitung des hochansteckenden Virus zu verhindern, sollten 95 Prozent der Kinder gegen Masern geimpft sein. „Ich schütze andere, indem ich mich schütze“, formuliert Prof. Henneke diese einfache Grundregel des Impfens.  In Baden-Württemberg erreichten aber nur zwei von 35 Landkreisen diese Durchimpfungsrate. Ähnlich erschreckend ist es um den Impfschutz gegen Tetanus bestellt. In über 20 Baden-Württembergischen Landkreisen erhielt nur zwischen 85 und 90 Prozent der Kinder eine Tetanusimpfung.

Masern-Parties sind keine Alternative

Dies mag daran liegen, dass gerade viele Eltern Impfungen ablehnen. Sie fürchten unter anderem Impfnebenwirkungen wie Hautreaktionen, Gliederschmerzen und Fieber. Erscheinungen dieser Art sind jedoch harmlos, bestätigen die Wirksamkeit des Impfstoffs und klingen innerhalb ein bis drei Tagen ab.
Andere Eltern betrachten Kinderkrankheiten als wichtige Erfahrung. Bei Masern-Partys bringen sie bewusst gesunde Kinder mit kranken in Kontakt. Prof. Dr. Henneke stuft solche Maßnahmen als Körperverletzung ein. Masernviren verursachen mitunter Hirnschäden oder Infektionen mit tödlichem Ausgang. Impfstoffe hingegen zählen zu den am besten kontrollierten Arzneistoffen. Sie schützen zuverlässig vor vielen Infektionskrankheiten. Nebenwirkungen treten äußert selten auf und sind unverzüglich zu melden.

Politische Inititiative

Dr. Henneke betrachtet Impfstoffe als „Basiserrungenschaft der modernen Medizin". Er engagiert sich für ein Grundrecht auf Impfung. Dabei möchte er die Impfung nicht als Pflicht verstanden sehen, vielmehr sollte sie für verantwortungsvolle Eltern zur Selbstverständlichkeit werden. Auf eine eigenverantwortliche Entscheidung der Eltern setzt auch das Gesundheitsministerium. Bundesgesundheitsminister Herman Gröhe plant eine verpflichtende Impfberatung für alle Eltern, die ihr Kind in eine Kindertagesstelle anmelden wollen. Für die weitergehende Beratung der jungen Familien führt er drei zusätzliche Vorsorgetermine ein.  

Autor*innen

Susanne Schmid/Universitätsklinikum Freiburg | zuletzt geändert am um 14:33 Uhr