Wer soll sich testen lassen?

Genetisches Brustkrebsrisiko

Kooperationsgemeinschaft Mammografie/DAK
Die Mammografie ist eine Früherkennungsuntersuchung für Brustkrebs. Sie ist nicht ganz unumstritten, da sie den Körper schädlichen Röntgenstrahlen aussetzt.

Ein Gentest bezeugte Angelina Jolie ein Brustkrebsrisiko von über 80 Prozent. Sie ließ sich vorsorglich beide Brüste amputieren. Auch hierzulande raten Ärzte unter bestimmten Vorrausetzungen zu solchen Tests. Wer sich untersuchen lassen sollte und welche Folgen ein Gendefekt hat im Überblick.

Der Test: Wer, wo, warum?

Das grundsätzliche Brustkrebsrisiko liegt in Deutschland bei rund 10 Prozent. Das heißt: Etwa jede zehnte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Diagnose liegt bei 65 Jahren. Ist bei Frauen eines der beiden Gene BRCA1 oder BRCA2 defekt, steigt ihr Risiko an Brustkrebs zu erkranken auf bis zu 85 Prozent. Das Risiko für Eierstockkrebs erhöht sich auf 25 bis 60 Prozent.

Beide Elternteile können die Gendefekte vererben. Ärzte raten Frauen zu einem Gentest, wenn mehrere Verwandte an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankten. Ebenso empfehlen Experten einen Test, wenn eine nahestehende Verwandte in jungen Jahren an einer der beiden Krebsarten litt, zum Beispiel Mutter, Schwester oder Tochter.

Interdisziplinäre Zentren führen den Test durch. Eine Liste dieser Zentren gibt das Deutsche Krebszentrum heraus. Beachten Sie hierzu die Links am Ende des Textes. Vor einem Test berät der Arzt die Frau ausführlich über Vor- und Nachteile der Untersuchung.

Lange Wartezeiten und hohe Kosten

Wer sich für einen Test entscheidet, muss damit rechnen, mehrere Monate auf das Testergebnis zu warten. Viele Labore haben aufgrund steigender Nachfrage Wartezeiten. Auch die Übermittlung der Daten erfordert einige Zeit. Viele Frauen empfinden das Warten auf das Ergebnis als belastend. Sie können eine psychologische Betreuung am medizinischen Zentrum in Anspruch nehmen, das den Test in Auftrag gab. Zu bedenken gilt auch: Der Test kostet über 2000 Euro. Es ist eine Einzelfallentscheidung, ob die Kassen die Kosten übernehmen. Betroffene sollten die Finanzierungsfragen deshalb frühzeitig mit ihrer Kasse klären.

Vorsorge bei Gendefekt

Doch welche Folgen hat ein Defekt an besagten Genen? Beide Gene produzieren Eiweiße, die der Körper für die Zellreparatur benötigt. Bei einem Gendefekt werden die Eiweiße nicht in ausreichender Anzahl hergestellt. Die Folge: Die Zellen können Schäden nicht mehr reparieren. Bleiben Schäden an den Zellwänden bestehen, beginnt die Zelle sich unkontrolliert zu verbreiten – sie kann wuchern und entarten. Es entsteht Krebs.

Liegt ein Gendefekt vor, hat die Frau zwei Möglichkeiten zur Vorsorge: Eine Amputation beider Brüste – das ist der drastische Weg. Der andere sieht engmaschige Kontrollen vor. Experten empfehlen halbjährliche Tast- und Ultraschalluntersuchungen sowie jährlich eine Kernspintomografie und Mammografie. Beide Möglichkeiten der Vorsorge sind mit den medizinischen Leitlinien vereinbar, beide sichern den Frauen eine vergleichbare Überlebenswahrscheinlichkeit. Die Entscheidung liegt letztlich bei jeder einzelnen Frau. Betroffenen sollten sie sorgfältig und unter intensiver ärztlicher Beratung treffen. Wie jeder chirurgische Eingriff ist eine Brustamputation mit Risiken verbunden, wie Blutungen, Infektionen oder einer gestörten Wundheilung. Ein Beweggrund für eine Amputation mag sein, dass die Frauen das Gefühl vermittelt bekommen, von einer großen Angst endgültig befreit zu sein. Das kann die psychische Lebensqualität verbessern. Allerdings schließt eine Amputation eine Brustkrebserkrankung nicht hundertprozentig aus. Ein Restrisiko von wenigen Prozent bleibt auch nach dem Eingriff.

Autor*innen

Sandra Göbel | zuletzt geändert am um 14:39 Uhr