Das Leben im Umbruch meistern

Wechseljahre

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Die Wechseljahre bieten auch die Chance eines Neustarts.

Unter den Wechseljahren leidet jede Frau früher oder später, die eine kaum, die andere sehr. Was die ersten Anzeichen sind und wie sich Beschwerden lindern lassen, erklärt Dr. med. Claudia Wöhler, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe in München sowie Leiterin des gynäkologischen Qualitätszirkels "Englischer Garten".

In welchem Alter kommen Frauen gewöhnlich in die Wechseljahre? Was sind die ersten Anzeichen und welche Symptome setzen später ein?

Dr. Wöhler: Meist tritt die Menopause zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr ein. Am Anfang steht ein Progesteronmangel mit verkürzten Zyklen, Schmier- und Zwischenblutungen oder auch starken Monatsblutungen. Dazu können Brustspannen, Wassereinlagerungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen auftreten. Später sinkt auch der Östrogenwert und eine Phase mit schwankenden Hormonspiegeln beginnt. Abstände und Stärke der Regelblutungen variieren dann stark, Hitzewallungen und Schweißausbrüche setzen ein. Im weiteren Verlauf werden die Blutungen schwächer und bleiben schließlich ganz aus, während die Beschwerden weiter zunehmen können. Aufgrund des Östrogenmangels kann es zu Scheidentrockenheit und in der Folge zu sexuellen Problemen und Harnwegsinfekten kommen. Häufig nimmt auch das Gewicht zu, außerdem steigt das Risiko für Osteoporose.

Warum haben manche Frauen kaum Beschwerden, während andere stark leiden? Können die Betroffenen dies auch selbst beeinflussen?

Dr. Wöhler: Der Zeitpunkt der Wechseljahre und die Stärke der Beschwerden sind teils erblich bedingt. Raucherinnen leiden häufiger unter Hitzewallungen als Nichtraucherinnen. Regelmäßige körperliche Bewegung vermindert nicht nur das Herz-Kreislauf-Risiko, sondern auch Hitzewallungen, Müdigkeit und Stimmungsschwankungen. Täglich 30 Minuten Bewegung wie Rad fahren, schwimmen oder joggen ist ideal. Sport erleichtert auch das Halten des Gewichts, Osteoporose-, Brust- und Darmkrebsrisiko sinken. Unterstützt werden sollte dies durch eine gesunde, vitamin- und kalziumreiche Ernährung. Um das Wohlbefinden zu steigern, können auch Entspannungsübungen wie Yoga oder Tai-Chi hilfreich sein.

Viele Frauen leiden in der Menopause unter sexueller Unlust, was die Partnerschaft stark belasten kann. Was sind die Gründe dafür?

Dr. Wöhler: Oft beeinträchtigen Hitzewallungen, Schlafstörungen und Erschöpfung das allgemeine Wohlbefinden. Die seelische Balance kann durch die teils stark schwankenden Hormonspiegel aus dem Gleichgewicht kommen. Mit zunehmendem Östrogenmangel wird die Scheide trockener und empfindlicher und sie kann beim Geschlechtsverkehr brennen und schmerzen.

Wann sollte sich eine Frau gegen Wechseljahresbeschwerden behandeln lassen?

Dr. Wöhler: Leidet eine Frau unter starken, anhaltenden Beschwerden, die sich nicht anders lindern lassen, sollte sie eine Hormontherapie beginnen. Beschwerden im Bereich der Blase oder Scheide lassen sich auch gut mit lokalen, niedrig dosierten Östrogengaben behandeln. Eine weitere Indikation für die Hormontherapie ist die schützende Wirkung auf die Knochen, wenn ein erhöhtes Risiko für Osteoporose vorliegt und andere Medikamente nicht vertragen werden. Sinkende Sexualhormonspiegel allein sind allerdings keine Indikation. Nur bei vorzeitigen Wechseljahren vor dem 40. Lebensjahr wird auch ohne Beschwerden eine Hormontherapie empfohlen, vor allem zur Vermeidung des Knochenabbaus.

Welche Behandlungsmöglichkeiten stehen heute zur Verfügung und welche Risiken gibt es bei einer Hormontherapie?

Dr. Wöhler: Die zu Beginn der Wechseljahre auftretenden Zyklusprobleme können wirkungsvoll mit Progesterongaben in der zweiten Zyklushälfte therapiert werden. Hitzewallungen sprechen gut auf eine Östrogenbehandlung an. Diese kann durch Tabletten oder transdermal über die Haut als Gel oder Pflaster erfolgen. Bei Östrogentabletten erhöht sich das Thromboserisiko auf das Zwei- bis Vierfache, das Risiko für einen Schlaganfall auf das 1,5-Fache. Das Herzinfarktrisiko steigt nur, wenn die orale Hormontherapie erst mit über 60 Jahren begonnen wird. Wird das Östrogen hingegen über die Haut verabreicht, etwa mit Gynokadin Dosiergel, zeigt sich für keine der Erkrankungen ein erhöhtes Risiko.

Hat die Frau noch eine Gebärmutter, muss das Östrogen mit Gestagenen kombiniert werden. Dafür stehen natürliches Progesteron und synthetische Gestagene zur Verfügung. Bei einer kombinierten Behandlung mit synthetischen Gestagenen über fünf und mehr Jahre kann sich die Wahrscheinlichkeit für Brustkrebs verdoppeln, bei einer Kombination mit natürlichem Progesteron wurde dagegen keine erhöhte Brustkrebsgefahr festgestellt. Für Risikopatientinnen mit beispielsweise Brust- oder Gebärmutterkrebs, Thromboembolien und Lebererkrankungen kommt eine Hormontherapie prinzipiell nicht in Frage.

Bei Symptomen wie Scheidentrockenheit, wiederkehrenden Harnwegsinfekten oder Blasenschwäche wird Östriol vaginal als Zäpfchen oder Creme in niedriger Dosierung angewendet.

In welchen Fällen wird bei einer Hormontherapie neben Östrogen auch Gestagen eingesetzt?

Dr. Wöhler: Östrogene bauen die Gebärmutterschleimhaut auf. Dies erfolgt vor der Menopause üblicherweise in der ersten Zyklushälfte. In der zweiten Zyklushälfte wird die Schleimhaut dann durch das im Gelbkörper gebildete Progesteron umgewandelt und während der Menstruation abgeblutet. Ohne das Progesteron baut sich die Schleimhaut hoch auf und es kann zu Verdickungen oder Polypen kommen. Deshalb muss bei einer Östrogentherapie die Gebärmutterschleimhaut mit einem Gestagen geschützt werden. Hierzu stehen das naturidentische Progesteron oder synthetische Gestagene zur Verfügung. Natürliches Progesteron ist stoffwechselneutral und hat keinen negativen Einfluss auf die Blutgerinnung und den Blutdruck. In einer Untersuchung des französischen Nationalen Gesundheitsinstitutes mit fast 70.000 Frauen war das Risiko für Brustkrebs unter transdermaler Hormontherapie in Kombination mit bioidentischem Progesteron nicht höher als bei Frauen ohne Hormongabe.

Was kann man bei Beschwerden im Intimbereich tun?

Dr. Wöhler: Die typischen Beschwerden wie Scheidentrockenheit und vaginale Atrophie lassen sich gut mit einer lokalen Östriolgabe wie etwa mit Oekolp behandeln. Hier stehen sowohl Scheidenzäpfchen als auch Cremes zur Verfügung. Meist reicht bereits eine niedrige Dosis aus.

Autor*innen

S. Göbel/Deutscher Journalistendienst djd | zuletzt geändert am um 14:07 Uhr