Eine Impfung gegen Allergien

Hyposensibilisierung

Techniker Krankenkasse
Eine Hyposensibilisierung ist im Kindes- und Jugendalter besonders erfolgversprechend, da das Abwehrsystem noch lernfähiger ist.

Die einzig wirksame Therapie bei Allergie ist die Hyposensibilisierung. Sie bekämpft die Ursache der Allergie, indem sie das Abwehrsystem langsam an den Auslöser gewöhnt.

So funktioniert es

Bei einer Allergie reagiert das Abwehrsystem überschießend auf bestimmte Allergieauslöser, sogenannte Allergene. Die Hyposensibilisierung setzt genau dort an: bei den Auslösern. Ärzte nennen das Verfahren spezifische Immuntherapie (SIT), umgangssprachlich auch Allergie-Impfung genannt. Denn das Verfahren funktioniert ähnlich wie eine Impfung. Betroffene erhalten geringe Mengen des Allergens in den Oberarm gespritzt – subcutan, also unter die Haut. Dank der geringen Menge, reagiert das Abwehrsystem nicht über.

Die Impfung wird über einen längeren Zeitraum regelmäßig wiederholt, damit ein Gewöhnungseffekt eintritt. In den ersten Wochen injiziert der Arzt das Allergen einmal wöchentlich. Dabei steigert der Arzt langsam die Dosis – bei jeder Impfung etwas mehr. So lernt das Abwehrsystem mit der Zeit, angemessen auf die Substanz zu reagieren. Ist die größtmögliche Dosis erreicht, bekommt der Patient die Allergenspritzen alle vier bis acht Wochen. So prägt sich das Immunsystem auf Dauer ein, dass es auf dieses Allergen nicht mehr zu reagieren braucht. Nach drei bis fünf Jahren ist die Behandlung abgeschlossen, fast immer erfolgreich. Die Erfolgsrate liegt bei einer Pollenallergie bei über 80 Prozent, bei einer Insektenallergie bei über 90 Prozent.

Voraussetzungen

Die Voraussetzungen für eine Hyposensibilisierung sind, dass es sich um eine Allergie vom Soforttyp handelt, deren Auslöser eindeutig identifiziert ist. Die Wirksamkeit der Hyposensibilisierung ist am besten, wenn man nur auf einen und nicht bereits auf eine Vielzahl von Allergieauslösern reagiert.

Eine Behandlung ist im Kindes- und Jugendalter besonders erfolgversprechend, da das Abwehrsystem noch lernfähiger ist. Kinder sollten bei Therapiebeginn jedoch mindestens fünf bis sechs Jahre alt sein. Bei einer bedrohlichen Insektengiftallergie kann früher mit der Therapie begonnen werden.

Dagegen wirkt es

Eine Immuntherapie ist wirksam bei einer Allergie auf Gräser- und Baumpollen, Hausstaubmilben, Katzenhaare, Schimmelpilze, Bienen- oder Wespenstiche. Auch Asthmatiker können von ihr profitieren, vor allem, wenn sie zusätzlich an Heuschnupfen leiden. Derzeit arbeiten Forscher an neuen Impfstoffen gegen Nahrungsmittel- und Kontaktallergien, zum Beispiel gegen Latex.

Alternative Verfahren

Sublinguale Immuntherapie (SLIT):
Seit einigen Jahren gibt es eine angenehmere Alternative zum Spritzen: die so genannte sublinguale Immuntherapie (SLIT). Dabei hält der Patient den Wirkstoff zwei bis drei Minuten unter der Zunge, bevor er ihn herunterschluckt. Diese Form hat sich bislang nur bei einer Allergie gegen Gräserpollen als wirksam erwiesen.

Kurzzeit-Immuntherapie:
Die Kurzzeit-Immuntherapie besteht aus vier bis acht Injektionen vor Beginn der Pollenflugsaison. Alternativ verabreicht der Arzt dem Allergiker zwei bis vier Injektionen an einem Tag und wiederholt dies nach ein oder zwei Wochen.

Rush-Immuntherapie:
Für eine Rush-Immuntherapie müssen Betroffene in die Klinik gehen: Dort erhalten sie an zwei bis drei Tagen alle 30 bis 60 Minuten eine Spritze. Sie birgt aber ein deutlich höheres Risiko einer heftigen allergischen Reaktion, weshalb sie im Krankenhaus stattfinden muss.

Risiken

In seltenen Fällen schlägt die Behandlung nicht an. Ferner birgt die Behandlung das Risiko einer allergischen Reaktion. Wurde das Allergen gespritzt, zeigen sich manchmal rote juckende Knubbel an der Einstichstelle, selten kommt es zu Kreislaufproblemen oder Übelkeit bis hin zum allergischen Schock. Das Risiko einer heftigen allergischen Reaktion steigt, je kürzer die vorgesehene Behandlungsdauer ist.

Bei der SLIT klagen bis zu 70 Prozent der Allergiker über Juckreiz im Mund oder eine geschwollene Schleimhaut. Auch Magen-Darm-Probleme können auftreten.

Autor*innen

Sandra Göbel | zuletzt geändert am um 13:08 Uhr