Neuer Test optimiert Therapie

Prognose bei Hautkrebs

Ob Metastasen bestehen, beeinflusst stark die Therapie bei Krebs. Doch bisher entdeckte man kleine Tochtergeschwüre erst spät oder übersah sie. Deutsche Forscher haben eine neue Untersuchungsmethode entwickelt, die den Metastasierungsgrad bei schwarzem Hautkrebs sicherer als bisherige Verfahren bestimmt und dadurch die Therapieplanung für Krebspatienten verbessert.

Wächterlymphknoten im Fokus

Das Melanom, der „schwarze Hautkrebs“, ist ein bösartiger Tumor, der von den pigmentbildenden Zellen der Haut ausgeht. Nur 5 Prozent der Hautkrebsfälle sind Melanome, aber die Melanome verursachen die meisten Todesfälle aller Hautkrebsarten. Denn sie bilden besonders früh Tochtergeschwüre, sogenannte Metastasen. Die erste Metastasierung des Melanoms erfolgt meist in den Wächterlymphknoten. Dabei handelt es sich um den Lymphknoten, der dem Tumor am nächsten liegt. Ärzte entfernen den Wächterlymphknoten bei Melanompatienten operativ, wenn ein erhöhtes Risiko einer Metastasierung besteht. Anschließend untersuchen die Mediziner das entnommene Gewebe auf Krebszellen.

Den Wurm im Apfel finden

Dies geschieht bislang primär durch die feingewebliche Untersuchung von gefärbten Schnitten unter dem Mikroskop. Die korrekte Unterscheidung zwischen krebsbefallenen und krebsfreien Lymphknoten ist dabei keine einfache Aufgabe. Stellt man sich den Lymphknoten als Apfel vor, in dem ein winziger Wurm sitzt, kann man die Schwierigkeit leicht erkennen: Schneidet man den Apfel auf und betrachtet die aufgeschnittenen Flächen, kann der Wurm unter Umständen unentdeckt bleiben, besonders wenn er klein ist.

Neues Verfahren verbessert Therapieplanung

Prof. Anja Ulmer von der Universitätshautklinik Tübingen und Prof. Christoph Klein vom Universitätsklinikum Regensburg analysierten 1834 Wächterlymphknoten von mehr als 1000 Hautkrebs-Patienten. Dabei verwendeten die Wissenschaftler ein neues Verfahren, das es ermöglicht, auch kleinste Ansammlungen von Tumorzellen im Lymphknoten zu finden. Die Wissenschaftler drücken das Lymphknotengewebe durch ein feines Sieb. Die Melanomzellen und die gesunden Zellen des Lymphknotens lösen sich dabei aus dem Zellverband. Ärzte können die Krebszellen nun unter dem Mikroskop erkennen, und zwar mit einer Genauigkeit von einer Krebszelle in einer Million gesunder Zellen. Prof. Ulmer und Prof. Klein wiesen nach, dass die Überlebensprognose in hohem Maße von der Anzahl der Krebszellen im Wächterlymphknoten abhängt – genauer gesagt vom Verhältnis der Krebszellen zu den gesunden Lymphknotenzellen.

Mit der jetzt standardisierten Methode können Ärzte eine sehr frühe Metastasierung im Wächterlymphknoten sicher erkennen. Dies erlaubt es, die Therapie zu optimieren. Bei Patienten ohne Befall der Lymphknoten und dünnem Melanom könne man in vielen Fällen auf weitere belastende Therapien und aufwendige Nachfolgeuntersuchungen verzichten, raten die Experten. Die meisten Patienten mit einem sehr frühen Befall der Lymphknoten profitieren vermutlich von weiteren Therapien wie der operativen Entfernung aller Lymphknoten des Lymphabflussgebietes und von neuen Chemoimmuntherapien.

Autor*innen

Sandra Göbel/Universitätsklinikum Tübingen | zuletzt geändert am um 11:13 Uhr