Neue Wege in der Tumormedizin

Mehr Überlebende bei Krebs

Die Heilungschancen bei Krebs steigen, doch die Gesamtzahl der Krebsneuerkrankungen ist nach wie vor hoch. Im Jahr 2012 erlagen mehr als 220.000 Menschen einer Krebserkrankung. Mediziner forschen deshalb an einer neuen, gezielt wirkenden Generation von Medikamenten. Über besonders vielversprechende Konzepte diskutieren Experten bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) vom 26. bis 29. April in Wiesbaden.

Neue Krebstherapien aus der Molekuarmedizin

„Erkenntnisse in der molekularen Medizin haben zu komplett neuen Therapieansätzen geführt“, sagt Professor Dr. med. Nisar P. Malek, Leiter der Abteilung Innere Medizin I am Universitätsklinikum Tübingen. „Dabei geht es darum, nicht wie früher unspezifisch auf einen Tumor einzuwirken, sondern zielgerichtet und unmittelbar.“

Die Signalwege der Krebszellen hemmen

Ein Ziel dieser neuen Ansätze sind Signalwege: Zellen und Gewebe im menschlichen Organismus 'kommunizieren' miteinander, indem sie Signale vom Zelläußeren in deren Inneres übertragen. Eine große Rolle bei der Übertragung spielt das Signalmolekül „c-MET“. Mehrere Krebserkrankungen hängen mit einer erhöhten Aktivität des c-MET-Signals zusammen. Ein Therapieansatz ist es deshalb, Wirkstoffe zu entwickeln, die c-MET hemmen. Als Beispiel ist der Inhibitor ARQ 197 zu nennen. Der auch Tivantinib genannte Wirkstoff steht derzeit in der dritten Phase der klinischen Prüfung für die Zulassung bei Leberzellkrebs, steht also unmittelbar vor der Anwendung. Auch für andere Tumorerkrankungen prüfen Wissenschaftler derzeit seine Wirkung.

Das Immunsystem unterstützen

Ein weiterer Ansatz sind Tumorimmuntherapien. „Sie beruhen auf der Hypothese, dass einige Wirkstoffe die Checkpoints des Immunsystems blockieren können“, führt Professor Malek aus. Denn Krebszellen sind in der Lage, die körpereigene Abwehr auszutricksen. Dies ließe sich durch Medikamente verhindern. Das Immunsystem käme wieder in Fahrt und könnte die Tumorzellen bekämpfen. Ein Wirkstoff mit diesem Prinzip, Ipilimumab, ist seit 2011 für Patienten mit fortgeschrittenem schwarzem Hautkrebs zugelassen.

Mit Viren gegen Krebs

Vorerst noch im klinischen Stadium befinden sich virotherapeutische Ansätze: Ihnen liegt die Erkenntnis zugrunde, dass sich Tumorerkrankungen während einer Virusinfektion eines Patienten verbessern. Geforscht wird derzeit unter anderem mit Herpes- oder Masernviren.

Beim 120. Internistenkongress stellt Professor Malek am Beispiel von Tumoren der Leber und der Gallenwege neueste Therapieansätze vor. „Wir werden Patienten mit malignen Erkrankungen damit künftig besser gerecht werden können“, hofft er.

Autor*innen

Sandra Göbel/DGIM | zuletzt geändert am um 14:41 Uhr