Keine Angst vor „Erster Hilfe“

Ein Leben retten

Rund 70 000 Menschen erleiden hierzulande jedes Jahr einen tödlichen Herzstillstand – bis zu 10 000 von ihnen müssten nicht sterben, wenn sie rechtzeitig Hilfe bekämen. Passanten sollten sich nicht scheuen, Ersthelfer zu sein, betont die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und erklärt wie Erste Hilfe funktioniert.

Gutes tun und Leben retten

Wenn jemand in ihrer Gegenwart einen Kreislaufstillstand erleidet, sind nur 15 bis 18 Prozent der Menschen bereit Erste Hilfe zu leisten. „Wir können es nur vermuten: Die meisten Menschen haben wohl zu große Angst davor, eine Reanimation durchzuführen, weil sie glauben es nicht zu können oder es falsch zu machen“, berichtet Professor Bernd Böttiger, Referent beim DIVI Kongress 2013. „Dabei kann man gar nichts falsch machen, nur Gutes tun und Leben retten.“

Dass es bezüglich Erste Hilfe und Reanimation in Deutschland einen großen Nachholbedarf gibt, zeigt eine aktuelle Studie der Universität Lübeck. 90 Prozent der Befragten zwischen 20 und 80 Jahren gaben zwar an, schon einmal einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht zu haben – im Durchschnitt lag dieser aber schon über 16 Jahre zurück.

Mit der Initiative „Ein Leben retten – 100 Pro Reanimation“ der Stiftung Deutsche Anästhesiologie soll jetzt in Deutschland die Zahl der Helfer erhöht werden. „Denn auch ohne Ersthelferkenntnisse ist es einfach, ein Leben zu retten“, sagt Professor Böttiger. Der diesjährige Kongresspräsident Professor Gernot Marx betont: „Leben retten kann so einfach sein, deshalb ist die Aufklärung, die auch schon in Schulen beginnen sollte, so wichtig.“

Prüfen, Rufen, Drücken

Die Devise lautet: Prüfen, Rufen, Drücken! Zunächst gilt es zu prüfen, ob ein Mensch wirklich bewusstlos ist. Das geht durch Schütteln, Zwicken oder Ansprechen. „Wenn der Betroffene nicht reagiert, sollte man das Ohr ganz nahe über der Nase halten, um Atemzüge spüren zu können“, so der DIVI-Experte. „Wenn man zusätzlich noch eine Hand auf den Brustkorb legt, kann man feststellen, ob sich der Brustkorb hebt und senkt.“

Ist dies nicht der Fall, schnellstes die 112 wählen und den Notarzt rufen oder jemand anderen darum bitten.

Dann sofort mit der Herzdruckmassage beginnen. „Dazu in der Mitte des Brustkorbs die Handflächen aufdrücken und mindestens hundertmal in der Minute drücken“, erklärt Professor Böttiger. Dabei nicht zu vorsichtig sein, denn die Maßnahme bringt nur etwas, wenn man den Brustkorb etwa fünf bis sechs Zentimeter tief eindrückt. Dazu ist schon ein ordentlicher Krafteinsatz nötig. Wichtig ist dabei, möglichst bis zum Eintreffen der Rettungskräfte keine Pause machen. Sind mehrere Personen anwesend, sollte man sich abwechseln.

Eine Mund-zu-Mund-Beatmung ist nicht essentiell. Nur wer sie beherrscht sollte sie auch anwenden, denn sie kann die Überlebenschancen weiter verbessern.

Autor*innen

Sandra Göbel/DIVI | zuletzt geändert am um 16:41 Uhr