Apotheken unterstützen Diabetiker

Gut beraten bei Diabetes

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Eine gute Beratung beugt Fehlern bei der Blutzuckermessung vor.

Schon ein Schulungsgespräch in der Apotheke verringert die Fehlerquote bei der Blutzuckerselbstmessung um die Hälfte: nur eines von vielen Beispielen für den Nutzen einer kompetenten Beratung. 

Wie Menschen mit Diabetes von dem vielfältigen Apotheken-Service rund um Arzneimittel, Messgeräte und Ernährung profitieren, erläutert Göran Donner, Vizepräsident und Pressesprecher der Sächsischen Landesapothekerkammer.

Herr Donner, warum ist eine engmaschige Beratung und Betreuung durch die Apotheken gerade für Diabetiker so wichtig?

Göran Donner: Der Alltag von Diabetikern umfasst viele spezielle Vorsorge-, Kontroll- und Therapiemaßnahmen, vom Blutdruckmessen bis zur selbst gesetzten Insulinspritze. Das beeinflusst nicht nur die Lebensqualität: Fehler können hier lebensbedrohlich sein. Dank der schnellen und unkomplizierten Erreichbarkeit der Apotheken vor Ort ist das Apothekenpersonal neben den Ärzten für die Betroffenen der wichtigste Ansprechpartner in allen Fragen rund um die Stoffwechsel-Erkrankung. Das ist gut so, denn eine engmaschige Beratung und Betreuung verbessert nachgewiesenermaßen die Therapietreue und damit auch die Blutzuckerwerte, und zwar über längere Zeiträume hinweg.

Worum geht es dabei im Einzelnen?

Göran Donner: An erster Stelle steht natürlich das Thema Medikamente. Diabetiker müssen oft eine ganze Reihe verschiedener Arzneimittel einnehmen. Dabei variiert z. B. die Art der Einnahme je nach Wirkstoff und Arzneiform erheblich. Wer sich hier nicht genau an die Vorgaben hält oder gar zur falschen Zeit zum falschen Medikament greift, riskiert unangenehme Neben- und Wechselwirkungen. Ein gutes Medikations-Management durch den ortsansässigen Apotheker – der z. B. individuelle Tages-Einnahmepläne erstellt – kann hier entscheidend zum Therapieerfolg beitragen, das haben Studien bestätigt.

Betrifft das nur Diabetes-Medikamente?

Göran Donner: Nein, oft sind Wechselwirkungen zwischen Diabetes-Medikamenten und anderen Arzneimitteln das Problem. Derzeit sind rund 5.000 dieser Interaktionen bekannt, etwa bei Mitteln gegen Bluthochdruck, hohe Blutfettwerte oder Herzrhythmusstörungen. Betroffen sind auch rezeptfrei erhältliche Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Diclofenac. Gerade wenn die Einnahme im Wege der Selbstmedikation – also ohne Wissen des Arztes – erfolgt, sollten Diabetiker ausführliche Rücksprache mit dem Apotheker halten. Er kann beurteilen, ob die individuelle Medikamenten-Kombination unbedenklich ist. Denn umgekehrt dürfen Antidiabetika oder Blutdruckmittel keinesfalls eigenmächtig abgesetzt werden. In der jetzt beginnenden Erkältungssaison greifen viele Menschen öfter mal zu rezeptfreien Mitteln – umso wichtiger, dass Diabetiker die damit verbundenen Risiken kennen und wissen, wie sie sich schützen können.

Welche Bereiche umfasst die Betreuung und Beratung darüber hinaus?

Göran Donner: Diabetes wirkt sich auf viele Bereiche des Alltags aus, von Haut- oder Fußpflege bis zur Ernährung. Zu all diesen Themen stehen wir Betroffenen mit kompetentem Rat, individueller Unterstützung und praktischen Tipps zur Seite. In der Regel können Diabetiker auch gleich auf ein Sortiment entsprechender Produkte zugreifen. Dazu kommen therapiespezifische Fragen: Mehr als 25 % der Diabetiker kontrollieren z. B. den Blutzucker zuhause selbst. Deshalb sollten sie mögliche Mess-Fehlerquellen kennen, weil diese die Ergebnisse verfälschen oder wertlos machen können. Studien haben gezeigt, dass schon ein einmaliges Beratungsgespräch in der Apotheke die Fehlerquote bei der Selbstmessung halbieren kann. Oft muss auch der Blutdruck regelmäßig kontrolliert werden; viele Diabetiker spritzen sich zudem selbst Insulin. Fragen und Probleme rund um die Handhabung von Blutzucker- und Blutdruckmessgeräten, Spritzen und Pens lassen sich in der Apotheke zeitnah und unkompliziert klären.

Können auch Nicht-Diabetiker von dieser Kompetenz profitieren?

Göran Donner: Ja, denn die Apotheken nehmen auch bei Prävention und Früherkennung eine Schlüsselstellung ein. Da die ersten Symptome – erhöhter Harndrang, großer Durst, Gewichtsverlust, allgemeine Schlappheit – unspezifisch und gerade bei älteren Menschen oft nicht sehr ausgeprägt sind, wissen viele gar nicht, dass sie gefährdet oder bereits erkrankt sind. Hier kann eine Blutzuckermessung in der Apotheke erste Klarheit schaffen, auch wenn sie eine ärztliche Untersuchung natürlich nicht ersetzt. Die Bestimmung weiterer Werte wie Blutdruck, Blutfette, Body-Mass-Index (BMI) oder Taillen-/Hüftumfang gibt zudem auch Gesunden wertvolle Hinweise auf das individuelle Erkrankungsrisiko.

Autor*innen

Sächsische Landesapothekerkammer/Sandra Göbel | zuletzt geändert am um 14:53 Uhr