Mädesüß

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Das echte Mädesüß gehörte zu den heiligen Pflanzen der keltischen Druiden. Sie verwendeten es für Heiltränke und hängten es ins Gebälk von Häusern, um das Böse abzuwehren. Im Mittelalter empfahl man Mädesüß bei Roter Ruhr – einer infektiösen, oft tödlichen Darmkrankheit. Auch gallereinigend sollte die Pflanze wirken. Der englische Botaniker John Gerard schreibt Ende des 16. Jhs., dass ein Trank aus in Wein gekochten Blüten von den Anfällen des Viertagefiebers befreit.

Bereits Anfang des 19. Jhs. wurde aus der Pflanze Salicylsäure isoliert, damals Spiersäure genannt. Zusammen mit der Weide lieferte Mädesüß so lange Salicylsäure, bis der Wirkstoff synthetisch hergestellt wurde. Die alte Bezeichnung Spiersäure ist noch im Markennamen Aspirin® erkennbar.

Seinen Namen verdankt das Mädesüß vermutlich seinem süßlich-herben Duft, den es nach dem Absensen von Wiesen verschrömt, also nach der Mahd. Doch auch zum Süßen von Met kam das Heilkraut zum Einsatz.

Wissenschaftlicher Name: Filipendula ulmaria L. MAXIM, Spiraea ulmaria L.

Charakteristik


Die Pflanze ist in ganz Nord- und Mitteleuropa beheimatet, außer im südlichen Mittelmeerraum. Importiert wurde Mädesüß nach Nordamerika. Da die Pflanze feuchte, nährstoffreiche, leicht saure Böden bevorzugt, ist sie an Flussläufen und Wassergräben sowie auf wenig gemähten Feucht- und Sumpfwiesen anzutreffen.

Das Mädesüß gehört zu den Rosengewächsen, ist ausdauernd und wird bis zu 2 Meter hoch. Alle Pflanzenteile lassen sich nutzen. Die Blüten erntet man im Sommer, die Wurzeln im Herbst und Frühling, das Kraut die ganze Saison. Medizinisch relevant sind besonders die getrockneten Blüten. Aber auch das getrocknete Kraut und die frischen, ober- und unterirdischen Teile finden Verwendung.

Anwendungsbereiche

Innere Anwendung: zur unterstützenden Behandlung bei Erkältungskrankheiten (Blüten und Kraut), bei fiebrigen Erkältungen zur Schwitzkur und, um die Harnmenge zu erhöhen (Blüten).
Volksmedizin: die Blüten als harntreibendes Mittel (Diuretikum), bei Muskel- und Gelenkrheumatismus wie auch Gicht, bei Blasen- und Nierenerkrankungen sowie Kopfschmerzen; das Kraut bei Magenbeschwerden mit übermäßiger Säurebildung, als Prophylaxe und zur Therapie bei Magengeschwüren, bei älteren Kindern auch als Mittel gegen Durchfall.
Homöopathie: bei Rheumatismus und Schleimhautentzündungen.

Dosierung


Die Tagesdosis beträgt 2,5–3,5 g Blüten oder 4–5 g Kraut.
Tee: 2–3-mal täglich 1 Tasse Tee aus 1–2 g (1 TL) Blüten (und Kraut) auf 150 ml Wasser ansetzen, 10 min ziehen lassen, durch ein Sieb abseihen. Tee aus Wurzeln kalt ansetzent und 6–10 Stunden ruhen lassen, anschließend kurz aufkochen und nach 2 min Ziehen abseihen. Die Teezubereitungen ungesüßt und möglichst heiß trinken.
Tinktur (Kraut): Tagesdosis liegt bei 2–4 ml.
Fluidextrakt (Kraut): Tagesdosis liegt bei 1,5–6 ml.
Homöopathie: 5 Tropfen oder 1 Tablette oder 10 Globuli oder 1 Messerspitze Verreibung alle 30–60 min bei akuten Leiden und 1–3-mal täglich bei chronischen Beschwerden. Ab D6: akut: 3-mal täglich parenteral 1–2 ml unter die Haut spritzen, chronisch: die gleiche Menge einmal pro Tag.

Wirkung und Nebenwirkungen


Mädesüß enthält Salicylate, die antimikrobiell, fiebersenkend und harntreibend wirken. Bei Überdosierung können Magen- und Darmbeschwerden auftreten. Asthmatiker und Personen mit einer Überempfindlichkeit gegen Salicylate (z. B. Aspirin®) sollten kein Mädesüß einnehmen. Auch bei Säuglingen und Kleinkindern sowie während der Schwangerschaft und Stillzeit empfiehlt sich Mädesüß nicht.

Anwendung in Lebensmitteln


Alle Pflanzenteile eignen sich zum Aromatisieren von Süßspeisen und Getränken. Lässt man z.B. die Blüten über Nacht in ungeschlagener Sahne ziehen, bekommt diese ein honig-mandelartiges Aroma. In der gehobenen Küche serviert man Mädesüß-Sorbet, um Sodbrennen vorzubeugen. Zudem wird die Pflanze noch heute verwendet, um alten oder faden Wein schmackhaft zu machen.

Autor*innen

Th. Brendler, J. Gruenwald, Ch. Jaenicke, Ch. Stockert | zuletzt geändert am um 13:28 Uhr