Ohrenkorrektur

Eine operative Anlegung abstehender Ohren wird häufig vor dem Eintritt des Kindes in die Schule vorgenommen. Zum einen können so psychische Belastungen wie Hänseleien durch die neuen Klassenkameraden vermieden werden, zum anderen können Kinder in diesem Alter schon (mit-)entscheiden, ob sie den Eingriff wünschen. Prinzipiell ist die Operation aber in jedem Alter möglich.
Prof. Dr. med. Gerhard Grevers, Starnberg

Ohrenkorrektur(Ohrplastik, Otoplastik): Operative Korrektur von übermäßig großen, ungleichen oder abstehenden Ohren. Einziger ästhetischer Eingriff, der vorwiegend bei Kindern zwischen 5 und 14 Jahren vorgenommen wird.

Der Eingriff

Bei abstehenden Ohren ist meist die Hauptfältelung der Ohrmuschel (Antihelix) zu schwach ausgebildet oder fehlt ganz. Gelegentlich handelt es sich um eine kombinierte Fehlbildung, die auch andere Teile des Ohrs betrifft.

Die Haare müssen vor dem Eingriff nicht rasiert, aber mit einem desinfizierenden Shampoo gewaschen werden. Der Schnitt wird an der Rückseite des Ohrs oder weitgehend verdeckt innerhalb des Ohrmuschelrands gesetzt. Dann legt der Arzt den Knorpel frei und dünnt ihn mit einem Diamantschleifkopf aus, bis er die gewünschte Form erreicht. Mit 3–4 feinen Nähten fixiert er ihn in der neuen Position. Anschließend verschließt er die Haut mit einer fortlaufenden Naht. Nach dem Eingriff werden die Ohren mit Pflasterzügeln fixiert und durch einen Mützenverband (oder bei Erwachsenen durch ein Stirnband) geschützt.

Eine Ohrenkorrektur dauert 1–2 Stunden und wird unter örtlicher Betäubung durchgeführt, bei kleinen Kindern zuweilen in oberflächlicher Vollnarkose.

Nachbehandlung

Nach der Operation ist mit leichten Schmerzen, Schwellungen und einer bläulichen Verfärbung zu rechnen, die innerhalb von einigen Tagen abklingen. Wird der Eingriff ambulant durchgeführt, kann das Reaktionsvermögen durch Beruhigungs-, Schmerz- oder Betäubungsmittel vorübergehend beeinträchtigt sein. Der Patient sollte daher in den ersten 24 Stunden nach der Operation ständig unter Aufsicht sein – am besten in der Klinik. Die Pflaster und die Fäden werden nach zehn Tagen in der Arztpraxis entfernt, was in der Regel auch Kindern nicht wehtut. Beim Schlafen und Liegen sollte man in den ersten drei Wochen einen Mützenverband oder ein weiches Stirnband tragen, damit die Ohrmuschel nicht abknickt. Auf das Haarewaschen und das Tragen einer Brille sollte für etwa zwei Wochen verzichtet werden. Von Sport, Schwimmen und Sauna ist für etwa einen Monat nach der Operation dringend abzuraten.

Danach gelten keine wesentlichen Einschränkungen mehr – wenngleich die Sonne noch eine Weile gemieden werden sollte. Die endgültige Ohrform ist wegen der noch bestehenden Restschwellung erst nach 2–3 Monaten erreicht, hält dann aber lebenslang. Die Narbe verblasst im Laufe der Zeit und ist später kaum noch erkennbar.

Risiken und Gegenanzeigen

Trotz größter Sorgfalt kann es nach dem Eingriff zu Blutergüssen kommen. Massive Nachblutungen müssen schnellstmöglich behandelt werden. Starke Schmerzen nach der Operation weisen auf einen zu engen Verband hin, dieser muss dann vom Arzt kontrolliert werden. Eine vorübergehende Störung der Berührungsempfindung ist normal und verschwindet nach einiger Zeit. Sehr selten entsteht bei entsprechender Veranlagung eine Narbenwucherung, ein so genanntes Keloid . Hier helfen Kortisonspritzen und Druckverbände, in manchen Fällen kann eine Nachkorrektur erforderlich sein.

Auch eine Infektion der Wunde oder des Ohrknorpels ist möglich, sehr selten ist die Schädigung von Haut oder Knorpel wegen Durchblutungsstörungen.

Ohrenkorrekturen sind risikoarm, aber schwierig – die Zahl der Nachkorrekturen ist erheblich. Auch nach einem gelungenen Eingriff kann sich das Ergebnis durch Narbenbildung oder durch die Rückstellkräfte des Knorpels noch ändern, sodass sich die Ohrmuschel erneut verformt. In solchen Fällen korrigiert der Arzt das Ergebnis in einem zweiten Eingriff.

Einseitige Ohrenkorrektur ab 1 000 €, beidseitige Korrektur ab 2 000 €. Bei kleinen Kindern werden die Kosten für die Operation relativ häufig von den Krankenkassen übernommen.

Autor*innen

Dr. Nicole Schaenzler, Dr. Hans-Hermann Wörl | zuletzt geändert am um 13:16 Uhr