Was ist zu beachten?

Sich selbst Insulin spritzen

Tunedln by Westend61/Shutterstock
Insulin-Pen mit Rädchen, an dem man die Menge des Insulins einstellt.

Alexander F. ist Diabetiker – seit über zehn Jahren. Er spritzt sich sein Insulin selbst. Jeden Tag. Dabei muss er einige Dinge beachten.

Ein kurzer Pieks in die Hautfalte

„Mit Daumen und Zeigefinger bilde ich eine lockere Hautfalte am Bauch“, erklärt Alexander F. aus Augsburg. Seit er 14 Jahre alt ist, leidet er an Diabetes und spritzt selber. Egal ob er mit seinen Freunden unterwegs ist oder im Hörsaal sitzt. „Auch die Oberschenkel eignen sich, da hier dicke Fettpolster sitzen. Senkrecht zur Hautoberfläche setze ich die Spritze an, steche die Nadel in die Haut und drücke den Kolben am Ende der Spritze herunter.“ Der Wirkstoff, das Insulin, fließt ins Fettgewebe. „Nach 10 Sekunden ziehe ich die Nadel heraus und lasse die Hautfalte los.“ Das Insulin hat sich gut verteilt und bildet ein lang wirksames Depot unter der Haut. Wenn Alexander  jetzt etwas trinkt oder isst, kontrolliert das Insulin-Depot seinen Zuckerspiegel.

Warum eigentlich spritzen?

Wäre es nicht angenehmer, er würde sein Insulin einfach in Tablettenform einnehmen? Ja, aber wirkungslos. Denn Insulin schafft es nicht, ins Blut überzugehen – genau wie MS- oder Rheumamedikamente. Schuld daran sind die Verdauungsenzyme in unserem Darm und die aggressive Säure in unserem Magen. Deshalb müssen Menschen mit Diabetes – genau wie MS- und Rheumapatienten – ihre Medizin spritzen: nicht direkt in den Muskel oder in die Venen, sondern ins Fettgewebe, unter die Haut. Zum Glück, denn das ist einfach zu lernen. Zudem tut es nicht weh, da in den Fettpolstern sehr wenige Nervenbahnen verlaufen.

Spritzen ohne Nadel

Alexander F. ist sehr schlank, deshalb verwendet er nur eine sechs Millimeter lange Nadel. So bleiben seine Muskeln unter dem Fettgewebe unversehrt. Egal wie dick oder dünn das Fettpolster eines Patienten ist, es gibt für jeden die passende Nadel. Doch auch das Fettgewebe und die Haut reagieren auf die täglichen Einstiche. Vor allem, wenn Patienten immer an der gleichen Stelle spritzen und ihre Nadeln nicht regelmäßig wechseln, drohen Geschwulste, kleine Verletzungen und Entzündungen. „Bei jeder zweiten Injektion wechsele ich die Nadel. Desinfizieren muss ich die Einstichstelle allerdings nicht“, erläutert Alexander F.

Ein Stück Lebensqualität – aus dem Füller

Sich selbst zu spritzen ist für ihn auf jeden Fall alltagstauglich. Wie die meisten Diabetiker benützt er dafür einen Pen – eine Spritze, die aussieht wie ein Füller und in die Hosentasche passt. Alexander F. stellt jeweils die Menge Insulin ein, die er braucht – indem er an einem Rädchen dreht. Wer Angst vor dem Pieks hat, der kann seit zehn Jahren auch nadelfreie Geräte verwenden. Diese schießen Medikamente durch Hautporen in das Fettgewebe, mit einem sehr hohen Druck und ganz ohne Nadel.

Klar schränkt die Krankheit Alexander F. ein. Vor allem wenn er Tennis spielen will, ist es schwierig, vorher die richtige Dosis zu spritzen. Aber durch den Pen hat er seine lebenswichtige Medizin immer und überall dabei – in der Hosentasche.

Autor*innen

Julia Ehmer | zuletzt geändert am um 12:46 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.