Antikörper zerstören Mutterkuchengewebe

Ursache von Fehlgeburten entdeckt

Viele werdende Mütter erleiden in den ersten Monaten der Schwangerschaft eine Fehlgeburt. Manche Frauen trifft es sogar mehrmals hintereinander. Diese so genannten Spontanaborte sind für die Betroffenen eine körperliche und seelische Belastung. Wissenschaftler am Uniklinikum München fanden heraus, dass Antikörper gegen das Mutterkuchengewebe Fehlgeburten verursachen können.

Abwehrstoffe können auch schaden

Antikörper – in der Fachsprache Immunglobuline – sind Eiweiße, die das körpereigene Abwehrsystem produziert. Sie bekämpfen krankmachende Fremdkörper, zum Beispiel Bakterien und Viren. Antikörper können allerdings Schaden anrichten, wenn sie gesundes, körpereigenes Gewebe angreifen. So entstehen Autoimmun­erkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes Typ 1.

Eben diese Antikörper können auch eine Schwangerschaft vereiteln. Die Reproduktionsmediziner der Uni München untersuchten Frauen, die zwei oder mehr aufeinander­folgende Fehlgeburten erlitten hatten. Bei 17 Prozent von ihnen entdeckten die Forscher Antikörper gegen Oberflächeneigenschaften des Mutterkuchens. Bei Frauen, die dreimal oder häufiger ihr Ungeborenes verloren hatten, waren diese Antikörper sogar in 34 Prozent der Fälle nachweisbar. 

Antikörper unwirksam machen

„Wir glauben, dass diese Antikörper das Mutterkuchen­gewebe als Fremdkörper angreifen, wodurch die Schwangerschaft keine Chance hat, sich weiter zu entwickeln. Der Mutterkuchen versorgt das Kind mit Sauerstoff und Nährstoffen und ist daher unerlässlich“ erklärt Nina Rogenhofer, Ärztin am Hormon- und Kinderwunschzentrum des Uniklinikums München. 

Mit dieser Erkenntnis wollen die Forscher neue Therapien entwickeln, die Frauen mit Kinderwunsch helfen können. Untersuchungen ergaben, dass sich die aggressiven Antikörper leicht mit Medikamenten ausschalten lassen. 

Autor*innen

Julia Heiserholt | zuletzt geändert am um 14:30 Uhr


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