Schlafbedarf und Schlafphasen

Warum schlafen wir?

Fancy Photography/Veer
Schlaf ist lebenswichtig.

Ohne Schlaf kommt niemand aus – denn Schlaf ist weit mehr als ein passives Herumliegen. Was wir im Schlaf alles leisten und wovon der Erholungswert des Schlafens abhängt.

Schlaf zählt zu den biologischen Grundbedürfnissen des Menschen. Niedere Lebensformen, wie Würmer, schlafen nicht. Deshalb vermuten Wissenschaftler, dass das Schlafbedürfnis im Zuge der Evolution entstanden ist, um die steigende Informationsverarbeitung zu optimieren. Dennoch können wir ein kurzes Schlafdefizit meist problemlos ausgleichen. Anders bei chronischen Schlafbeschwerden: Wir fühlen uns erschöpft, abgespannt, gereizt und unsere Konzentrationsfähigkeit lässt nach.

Eule oder Lerche?

Studien zeigen, dass es zwei Schlaftypen gibt:

  • Lerchen: Sie zählen zu den Frühaufstehern. Lerchen gehen früh zu Bett und stehen entsprechend früh auf.
  • Eulen: Es sind die Langschläfer. Sie bleiben abends lange auf, schlafen dafür morgens aus.

Inwieweit diese beiden Schlaftypen angeboren oder durch Gewohnheit bedingt sind, ist bisher nicht schlüssig geklärt. Auch unser jeweiliger Biorhythmus wirkt sich darauf aus, zu welchem der beiden Typen wir zählen. Und der Biorhythmus ist wandelbar. Wichtige Impulsgeber für den individuellen Biorhythmus sind die Hell-Dunkel-Phasen des Tagesablaufs, Klimafaktoren, Alter und gesellschaftliche Einflüsse. Das Tageslicht ist dafür verantwortlich, dass sich in nördlichen Regionen, in denen die Tageslänge im Jahresverlauf stark schwankt, mit den Jahreszeiten auch die Schlafgewohnheiten ändern. Denn bei Dunkelheit bildet der Körper verstärkt das Hormon Melatonin: Es macht müde. Bei Tagesanbruch stoppt das Gehirn die Melatoninproduktion. Dafür wird bis zur Dämmerung vermehrt Kortisol gebildet, das wachhält und anregt.

Bei vielen Erwachsenen ist der Wach-Schlaf-Rhythmus zweiphasig: Nachts ist unsere Schlafbereitschaft am höchsten, sie zeigt aber in den Nachmittagsstunden einen zweiten (kleineren) Gipfel, während die Leistungsbereitschaft am Vor- und Nachmittag am größten ist. In den warmen Ländern wird die Mittagsmüdigkeit häufig zur Siesta genutzt wird.

Schlafbedürfnis: individuell geprägt

Auch das Schlafbedürfnis, also die benötigte Schlafdauer, schwankt von Mensch zu Mensch. Einige kommen mit wenigen Stunden aus, während andere sich erst nach zehn Stunden Schlaf ausgeruht fühlen. Im Erwachsenenalter, zwischen 20 und 50 Jahren, liegt der Schlafbedarf bei 90 Prozent der Menschen konstant bei etwa sechs bis neun Stunden pro Tag. Anschließend sinkt er ab, wobei gleichzeitig die Einschlafzeit ansteigt. Wie viel Schlaf wir genau brauchen, ergibt sich unter anderem aus der Schlafqualität, Alter und genetischen Faktoren. Nicht zuletzt ist der Erholungswert des Schlafs auch stimmungsabhängig: Geht es uns psychisch gut, brauchen wir weniger Schlaf als in Phasen einer depressiven Verstimmung.

Die jeweilige Schlafqualität hängt vor allem davon ab, welche Schlafphasen durchlaufen werden. Denn während einer Nacht wechseln sich Tiefschlafphasen, aus denen der Schlafende nur schwer zu wecken ist, mit Leichtschlafphasen ab. Daneben gibt es Phasen erhöhter Gehirnaktivität, die REM-Phasen (Rapid Eye Movement Phase). Sie kennzeichnen sich durch schnelle und intensive Augenbewegungen unter den geschlossenen Lidern. Mehrere Studien konnten den positiven Effekt der REM-Phasen auf das Langzeitgedächtnis nachweisen.

Im Tiefschlaf regeneriert der Körper

Im Tiefschlaf dominieren die Regenerationsmechanismen: Alle Körperfunktionen werden gedrosselt, die Körpertemperatur fällt, Puls und Atmung verlangsamen sich. Zugleich ist dies die Zeit der Zellreparatur. Auch das Immunsystem ist jetzt besonders aktiv und produziert vermehrt Abwehrstoffe. Zusätzlich reguliert der Tiefschlaf die Produktion bestimmter Hormone (Botenstoffe). So werden beispielsweise vor allem im Tiefschlaf Wachstumshormone ausgeschüttet, die Kinder für ihr Längenwachstum benötigen. Kinder wachsen also im wahrsten Sinne im Schlaf.

Viele Schlafstörungen zeichnen sich nicht durch eine zu kurze Schlafdauer aus, sondern durch eine schlechte Schlafqualität. Dies gilt besonders für Schlafstörungen im Alter: Die Leichtschlafphasen nehmen mit dem Alter zu, während die Tiefschlafphasen stark abnehmen. Ein Schlafprotokoll oder eine Untersuchung im Schlaflabor helfen dabei, die Art der Schlafstörung zu bestimmen und eine passende Therapie zu finden. Erster Ansprechpartner für Schlafprobleme ist der Hausarzt.

Autor*innen

Sandra Göbel/Gesundheit heute | zuletzt geändert am um 17:08 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.