Individuell und sicher

Rezepturen aus der Apotheke

Individuell hergestellte Arzneimittel aus der Apotheke haben eine lange Tradition in der Apotheke. Diese so genannten Rezepturen durchlaufen von der Vorbereitungsphase bis zur Fertigstellung verschiedene, schriftlich dokumentierte  Prüfungsphasen. Ausführliche Etiketten und ein sorgfältiges Beratungsgespräch bei der Abgabe sorgen dafür, dass auch zu Hause keine Fragen offen bleiben. Dr. Volker Schmitt, Pressesprecher der Apotheker in Bayern, erklärt die Vorteile der Rezepturen:

Vor allem für die Kinderheilkunde unersetzlich

Jeder Patient ist anders. Dies gilt vor allem für die jüngsten Kunden in der Apotheke. Kinder haben ein niedriges Körpergewicht, ihre Haut ist dünner und aufnahmefähiger. Auch die Organe sind je nach Alter noch nicht vollständig ausgereift. Aus diesem Grund eignet sich nicht jedes industriell gefertigte Arzneimittel für Kinder. „Wir Apotheker können Rezepturen anfertigen, bei denen die Hilfsstoffe und die Dosierung auf das Kind abgestimmt sind,“, erklärt Dr. Volker Schmidt. Beispielsweise entstehen in der Apotheke aus Herztabletten für Erwachsene Kapseln in einer individuellen, kindgerechten Stärke. „Rezepturen sind auch heute noch unersetzlich, denn sie ergänzen das Sortiment der industriell hergestellten Präparate,“, so Dr. Schmidt.

Interne und externe Prüfungen sichern die Produktqualität

Bis zu ihrer Fertigstellung durchlaufen Rezepturen mindestens drei verschiedene, schriftlich dokumentierte Prüfungsstufen. Dies beginnt bereits bei den einzelnen Rezepturbestandteilen. Sie  werden nach ihrem Eintreffen in der Apotheke mehreren chemischen und physikalischen Prüfungen unterzogen. Die Rezeptur selbst untersucht der Apotheker noch vor der Herstellung auf Plausibilität. Das bedeutet, er überzeugt sich, ob alle Bestandteile unschädlich sind, richtig dosiert vorliegen und sich nicht gegenseitig in ihrer Wirkung beeinträchtigen. Bei Bedarf fügt er zusätzlich Hilfsstoffe ein, um die Stabilität der Rezeptur zu gewährleisten. Zeigen sich Unstimmigkeiten, berät er sich mit dem verschreibenden Arzt. In einem Herstellungsprotokoll  dokumentiert das Apothekenpersonal sämtliche Abwaagen, Fertigungsschritte, das zugrundeliegende Rezept sowie Name des Patienten und des verschreibenden Arztes. Während der Herstellung und vor der Abgabe überprüft der Apotheker die Qualität der Rezeptur und vermerkt die Ergebnisse im Protokoll. Zusätzlich haben die Apotheken die Möglichkeit, ihr Können bei externen Test, so genannten Ringversuchen, unter Beweis stellen.

Umfassende Beratung und ausführliche Etiketten sorgen für eine sichere Anwendung

Nach der Herstellung erhält das Medikament eine sachgerechte Verpackung und praktische Hilfsmittel wie kindersichere Verschlüsse, Dosierspritzen oder Sprühaufsätze. In einem abschließenden Beratungsgespräch erfährt der Patient wie die Rezeptur zu lagern, zu handhaben, zu dosieren und zu entsorgen ist. Sämtliche Informationen findet er auch auf dem Etikett, dem er bei Rückfragen die Telefonnummer der Apotheke entnehmen kann. Anhand der Inhaltsangabe auf dem Etikett lassen sich sogar aufgebrauchte, nicht verschreibungspflichtige Rezepturen in der Apotheke nachbestellen.

Autor*innen

25.02.2015 | Susanne Schmid/Bayerische Landesapothekerkammer