Training für die Seele

Meditierend Depressionen lindern

„Mens sana in corpore sano“ – ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper – so beschrieb bereits der antike Dichter Juvenal das Wechselspiel zwischen Körper und Seele. Prof. Dr. Johannes Michalak von der Universität Witten/Herdeke hat diese antike Weisheit wissenschaftlich belegt. Seine Studien beweisen, dass eine optimistische Körperhaltung das Denken positiv beeinflusst und Meditieren gegen Depression hilft.

Mit der Infrarotkamera der Seele auf der Spur

„Für mich hat die Meditation seit meinem 20sten Lebensjahr eine wichtige Rolle gespielt. Und diese Rolle untersuche ich nun mit wissenschaftlichen Maßstäben“, erklärt Prof. Dr. Johannes Michalak sein Interesse für die Meditation und die Zusammenhänge zwischen Körper und Seele. Mit einer Infrarotkamera analysierte er das Bewegungsmuster depressiver Menschen. Anschließend brachte er Studenten mithilfe technischer Feedbacksysteme dazu, sich ebenso zu bewegen und unterzog sie gleichzeitig einem Gedächtnistest.

Wie die Körperhaltung die Gedanken bestimmt

Es stellte sich heraus, dass die Testpersonen, die mit gesenktem Blick und hängenden Schultern gingen, sich hauptsächlich an negative Dinge erinnerten. Diejenigen mit aufrechter, offener Körperhaltung behielten hingegen das Positive im Gedächtnis. Im nächsten Schritt werden depressive Menschen mit Hilfe elektronischer Geräte eine optimistische Körperhaltung und Gangart erlernen. „Wir wollen schauen, ob das dann langfristig auch ihre Depressionen lindern kann“, erläutert Prof. Dr. Michalek.

Meditierend die Seele schulen

Bei Prof. Dr. Johannes Michalaks therapeutischer Arbeit steht die Meditation im Mittelpunkt: „Die Therapie fängt immer mit einem Element aus der Meditation an“, beschreibt Prof. Dr. Michalak. Beim Meditieren lernen Depressive sich auf ihren Atem oder ihren Körper zu konzentrieren, Wahrnehmungen jeder Art anzunehmen und quälende Gedanken loszulassen. „Immer geht es darum, seinen Körper wahrzunehmen, seine Aufmerksamkeit zu lenken, nicht auf die Vergangenheit, nicht auf die Zukunft, sondern auf den einen Moment, der jetzt gerade stattfindet,“ betont Prof. Dr. Michalak. So lernen die depressiven Patienten, bewusst in der Gegenwart zu leben und sich aus der gefährlichen Grübelfalle zu befreien.

Autor*innen

23.03.2015 | Susanne Schmid/Universität Witten/Herdecke