Therapie am Computer

Stottern bei Jugendlichen

Viele Jugendliche, die stottern, scheuen die Öffentlichkeit ebenso wie den Gang zum Arzt. Für sie ist eine Online-Therapie eine gute Behandlungsalternative. Wie funktioniert diese?

Stottertherapie per Online-Plattform

Die Techniker Krankenkasse (TK) hat zusammen mit dem Institut der Kasseler Stottertherapie ein Konzept entwickelt, mit dem sich Stottern über eine Online-Plattform von zu Hause aus therapieren lässt. Die Behandlung richtet sich an Jugendliche. Wer mindestens 13 Jahre alt ist, kann sich von seinem Jugendzimmer aus in einem virtuellen Therapieraum mit seinem Therapeuten zu Einzel- und Gruppensitzungen treffen. Es handelt sich um die weltweit erste Online-Therapie für stotternde Menschen. Sie hat 2015 den Medizin-Management-Preis gewonnen.

Am Anfang steht die Teilnahme an einem Diagnostik- und Informationstag in Bad Emstal, Kreis Kassel. Dort überprüfen die Fachärzte die Therapieeignung. Besteht diese, werden in einem zweiten Schritt die technischen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Online-Therapie kontrolliert.

Weniger Stottern durch weichere Sprechweise

Die Behandlung selbst erfolgt ausschließlich online und beruht auf dem Prinzip des so genannten "Fluency Shaping". Das Ziel des Fluency Shaping ist eine veränderte, weichere Sprechweise, um das Stottern zu lindern oder ganz zu überwinden. Die Therapie beginnt mit einer zehntägigen Intensivphase. In dieser Phase finden jeden zweiten Tag mehrstündige Einzelsitzungen statt, um am Sprechen zu arbeiten. Im Anschluss daran geht es in kleinen 4-Personen-Gruppen weiter. Dort tragen Sprechübungen, Rollenspiele und Alltagstraining dazu bei, die Teilnehmer auf verschiedene Sprechsituationen des Alltags vorzubereiten. Die Jugendlichen erlernen außerdem die Anwendung eines computergestützten Programms, das ihnen beim Üben außerhalb der Therapiestunden hilft. Anhand von Ton- und Videoanalysen können sie ihre Fortschritte überprüfen. In der zehnmonatigen Nachsorgephase vertiefen die Teilnehmer das Gelernte in weiteren Einzel- und Gruppensitzungen.

Autor*innen

26.05.2015 | Sandra Göbel/TK