Eiweiß-Ablagerungen im Gehirn

Demenz durch Schlafstörungen?

Besteht ein Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und der Entwicklung einer Demenz. Einige Studien legen dies nahe. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) informiert über den aktuellen Forschungsstand.

Ausreichender Schlaf ist eine Bedingung für Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit. Im Schlaf erholt sich der Körper, verarbeitet Erlebnisse und stärkt sein Immunsystem. Während des Tiefschlafs wird auch der Flüssigkeitsaustausch im Gehirn verstärkt, um schädliche Stoffwechselprodukte zu entsorgen. Dazu zählen auch spezielle Eiweiß-Ablagerungen, sogenannte Amyloid-Plaques. Sie spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Demenz. Menschen mit Demenz weisen verstärkte Amyloid-Ablagerung im Gehirn auf.

Bei Schlafmangel findet kein Eiweißabbau statt

Wo liegt nun  der Zusammenhang von Schlaf und Demenz? In Versuchen konnte gezeigt werden, dass sich bei Schlafentzug oder längerem Schlafmangel verstärkt Amyloid-Ablagerungen bilden. Bei  natürlichem, erholsamem Schlaf werden diese wieder abgebaut. Ist der Schlaf dagegen gestört, bleibt der Abbau aus und das Eiweiß kann sich im Gehirn ablagern. Dadurch steigt das Risiko für Demenz. Auch Unterbrechungen des Schlafes gingen in einer aktuellen Studie mit einem 1,5 fach erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Demenz einher. „Das sind deutliche Hinweise auf die wichtige Bedeutung des Schlafs für die Entstehung und fortschreitende Entwicklung einer Demenz“, meint Dr. med. Helmut Frohnhofen von der Klinik für Geriatrie und Zentrum für Altersmedizin Essen.

Schlafstörungen als Frühwarnzeichen für Demenz?

Dr. Frohnhofen fasst den aktuellen Forschungsstand zusammen: „Menschen mit Demenz zeigen schon in leichten und mittleren Krankheitsstadien spezifische Veränderungen des Schlafes. Diese treten bereits sehr früh im Krankheitsverlauf auf, noch bevor eine Demenz erkennbar ist, und gehen mit der Ablagerung von Amyloid im Gehirn schon vor dem Krankheitsausbruch ein. Diese können ein Biomarker für eine sich später entwickelnde Demenz sein.“ Um dies abschließend zu klären, sollen der Zusammenhang zwischen Schlaf und Demenz in weitere Studien untersuchten werden. Auch angesichts der gesellschaftlichen Bedeutung einer Demenz müsse die Schlafmedizin dringend in die Versorgung Demenzkranker eingebunden werden, fordert Dr. Frohnhofen.

Der Zusammenhang von Schlaf und Demenz ist deshalb eines der zentralen Themen bei der 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin vom 3. bis 5. Dezember 2015 in Mainz mit über 2.000 Medizinern, Wissenschaftlern und Experten.

Autor*innen

27.11.2015 | Sandra Göbel/AWMF