Neue Aufgaben, mehr Verantwortung

Apotheke der Zukunft

Die Apotheker gewinnen in den deutschsprachigen Ländern weiter an Bedeutung und übernehmen neue Aufgaben. Dies war ein Fazit der berufspolitischen Podiumsdiskussion beim internationalen Fortbildungskongress pharmacon.

Hausärztemangel und eine Zunahme älterer, multimorbider Patienten sind keine deutschen Phänomene. Andere europäische Länder stehen vor vergleichbaren Herausforderungen. Apotheker aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol/Italien diskutierten beim pharmacon über Lösungsstrategien und die wachsende Verantwortung der Apotheker. Da die Herausforderungen ähnlich sind, wollen die Apotheker aus diesen vier Ländern ihre Zusammenarbeit ausbauen.

Deutschland: Arzneimitteltherapiesicherheit verbessern

Es gibt immer weniger Praxen für Allgemeinmedizin, und die verbleibenden Hausärzte sollten nicht noch stärker belastet werden als bisher, betonte Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK) anlässlich der Kongresseröffnung. „Wir sollten dem Grundsatz der Qualitätssicherung folgen: Jeder soll das tun, was er am besten kann. Ärzte sind die Experten für die Diagnose und Therapie; Apotheker sind die Experten für Arzneimittelversorgung.“ Eine zentrale Aufgabe der Apotheker sieht Dr. Kiefer in der Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS). Die BAK wird dazu Inhalte und Werkzeuge erarbeiten. Dazu gehört unter anderem, dass die Apothekerkammern der Länder allen berechtigten Apothekern elektronische Heilberufsausweise zur Verfügung stellen werden. Diese Heilberufsausweise dienen dazu, die Datensicherheit und den Patientennutzen der ab 2018 verfügbaren elektronischen Medikationspläne zu gewährleisten.

Südtirol: neue Dienstleistungen in der Apotheke

Neue Herausforderungen gibt es auch für die Apotheker in Südtirol. Dr. Maximin Liebl, Präsident der Apothekerkammer der Provinz Bozen/Südtirol, erläutert: „In Südtirol und Italien werden immer mehr Dienstleistungen von den Krankenhäusern hinaus in die ambulante Versorgung verlegt, um Kosten zu sparen. Die Apotheke als kapillar verteilter Gesundheitspunkt kann einige dieser Dienstleistungen übernehmen und so fester im Gesundheitssystem verankert werden.“ Zu diesen Dienstleistungen gehören zum Beispiel Medikationschecks. Weitere Apotheken-Angebote wie Impfungen werden angestrebt. Die Apotheker stärken außerdem die Zusammenarbeit mit anderen Heilberufen, zum Beispiel durch Beschäftigung einer Krankenschwester in der Apotheke für die Verabreichung von Injektionen.

Schweiz: Neue Studieninhalte für angehende Apotheker

Ähnliche Wege geht wohl auch die Schweiz. „In der Schweiz wurde 2015 das Medizinalberufegesetz geändert. Fortan müssen Apotheker während dem Grundstudium zusätzlich angemessene Grundkenntnisse über Diagnose und Behandlung häufiger Krankheiten sowie Kompetenzen zur Gesundheitsförderung, insbesondere Impfen, erlangen. Das Studium sowie der neu obligatorische Weiterbildungstitel für die Leitung der Apotheke wurden entsprechend angepasst“, berichtet Dominique Jordan, ehemaliger Präsident des Schweizerischen Apothekerverbands pharmaSuisse.

Österreich: Gesundheitskompetenz der Patienten fördern

Max Wellan, Präsident der Österreichischen Apothekerkammer, verweist auf die entscheidende Rolle der Apotheker bei der Wissensvermittlung: „Die Apotheker gehören zu den Berufsgruppen, denen die Bevölkerung am meisten vertraut. Dieses Vertrauen ist für uns ein klarer Auftrag, kompetent und umfassend zu informieren und zu beraten, um die Gesundheitskompetenz der Patienten weiter zu heben.“ Die Steigerung der Gesundheitskompetenz – im Fachjargon health literacy – wird in vielen Projekten in und außerhalb der Apotheken umgesetzt, so zum Beispiel mithilfe von Apps. 

Autor*innen

27.01.2016 | Sandra Göbel/ABDA