Frühbehandlung ist effektiver

Schielen bei Kindern

Schielen lässt sich häufig korrigieren, wenn es bereits im Kleinkindalter behandelt wird. Die Stiftung Kindergesundheit erklärt den Ablauf der Therapie.

Keine andere Augenerkrankung führt so häufig schon in der Kindheit zu einer verminderten Sehleistung wie das Schielen (Strabismus). Wurde früher der Anteil schielender Kinder auf vier bis fünf Prozent geschätzt, weiß man heute, dass in Mitteleuropa zwischen 5,3 und 7,4 Prozent aller Kinder an einem behandlungsbedürftigen Strabismus leiden. „An dieser Zunahme sind jedoch ausnahmsweise nicht die Umwelteinflüsse Schuld, sondern die verbesserten medizinischen Bedingungen“, meint Prof. Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit: „Die Kinder- und Jugendärzte schauen heute genauer hin und die Augenärzte können Sehfehler auch schon bei Babys besser erkennen“. Die absolute Anzahl schielender Kinder hat also nach Meinung der Experten nicht zugenommen, sondern die vorhandenen Fälle werden häufiger und eher diagnostiziert.

Bei Verdacht schon im ersten Lebensjahr zum Arzt

Eine frühzeitige Behandlung schützt betroffene Kinder vor einer lebenslangen Sehschwäche. Alle Babys, bei denen der Verdacht auf Schielen besteht, oder in deren Familien Schielen vorkommt, sollten schon mit sechs bis zwölf Monaten beim Augenarzt vorgestellt werden, rät die Stiftung Kindergesundheit. Besteht bei einem Baby nach dem dritten Lebensmonat immer noch eine ständige einseitige Fehlstellung, empfiehlt es sich, eine Frühbehandlung zu beginnen.

Mit Pflaster gegen Schielen vorgehen

„Diese Behandlung ist völlig schmerzlos und belastet das Baby in einem wesentlich geringeren Maße, als es manchen Eltern erscheinen mag“, erläutert Prof. Koletzko. Das Ziel der Behandlung ist es, ein so genanntes alternierendes Schielen zu erreichen, also abwechselnd beide Augen zum Sehen zu zwingen. Dazu wird das gesunde Auge entweder mit Hilfe von Atropintropfen in seiner Sehkraft zeitweilig geschwächt oder stundenweise mit einem Augenpflaster abgedeckt und damit ausgeschaltet. In der Regel ist Schielen mit einer Weitsichtigkeit verbunden. Diese wird durch eine Brille ausgeglichen. Die augenärztliche Untersuchung, mit der die richtige Brillenstärke ermittelt wird, ist einfach und schmerzlos.

Bei einem großen Schielwinkel kann eine Operation notwendig sein. Hierzu berät der Spezialist. In Deutschland wird die Operation üblicherweise im Jahr vor der Einschulung durchgeführt. So lässt sich vermeiden, dass das Schielen den Schulerfolg behindert.

Quelle: Stiftung Kindergesundheit

Autor*innen

14.04.2016 | Sandra Göbel/Stiftung Kindergesundheit