Darmspiegelung verhindert Krebs

Keine Scheu vor Darmkrebsvorsorge

Darmkrebs ist tückisch, denn er verursacht zunächst keine oder uncharakteristische Symptome. Deshalb wird er oft erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt. Mit einer Darmspiegelung kann man den Krebs viel früher entdecken, nur dann sind die Heilungschancen gut.

Vorsorge ist wichtig

Darmkrebs ist der zweithäufigste bösartige Tumor in den Industriestaaten. In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 73.000 Menschen, etwa jeder Vierte stirbt daran.

Um Darmkrebs für zu erkennen, gehören seit 2002 Darmspiegelungen zum gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramm. Seitdem übernehmen die Krankenkassen für alle Versicherten ab dem 55. Lebensjahr die Kosten einer Darmspiegelung. Mit einer Darmspiegelung kann der Arzt den gesamten Dickdarm und dessen Schleimhaut betrachten. Hierzu führt er ein Endoskop über den After in den Darm ein. Das Endoskop ist ein 1 m langer Schlauch, an dem ein Lämpchen und eine Kamera angebracht sind.

Damit der Arzt einen möglichen Tumor gut sieht, muss der Darm ganz sauber sein. Deshalb erhält der Patient einen Tag vor der Untersuchung ein Abführmittel. Danach darf er nur noch Flüssigkeit zu sich nehmen.

Bei Bedarf erhalten Patienten vor der Untersuchung ein Beruhigungsmittel oder eine leichte Narkose.

Nur vier Prozent der Berechtigten nutzt die Vorsorge

Zwischen 2002 und 2009 wurden 1,8 Millionen Darmspiegelungen durchgeführt. Unter diesen ermittelten Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (dkfz) die Anzahl der entdeckten Adenome – das sind gutartige Gewebeneubildungen. Da Adenome häufig zu Tumoren entarten, gelten sie als Vorstufen von Krebs. Die Anzahl der Adenome wurde mit der Wahrscheinlichkeit verrechnet, mit der sich diese Krebsvorstufen innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu Krebs entwickeln. So kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass Darmspiegelungen in den Jahren 2003 bis 2010 etwa 15.000 Fälle von Darmkrebs verhinderten.

Viele Menschen scheuen sich vor einer Darmspiegelung: Jährlich gehen nur vier Prozent anspruchsberechtigte Frauen und drei Prozent der Männer zur Vorsorgeuntersuchung. Professor Hermann Brenner, Projektleiter beim dkfz, wünscht sich deshalb: "Wenn es uns gelänge, noch mehr Menschen zur Früherkennung zu motivieren – etwa durch persönliche Einladungen zu fälligen Untersuchungsterminen – könnten weitaus mehr Krebsfälle vermieden werden." Die Ärzte können ihren Patienten die Angst vor der Untersuchung nehmen, indem sie sie ausreichend informieren und vom Nutzen der Untersuchung überzeugen. Dann könnte die Vorsorge noch viel mehr Krebserkrankungen verhindern.

Autor*innen

07.07.2014 | Stefanie Riedl/dkfz