Ballaststoffe sind nicht immer gesund

Faserreich oder faserarm?

Ballaststoffe sind gut für den Darm, denn sie bringen die Verdauung in Gang und beugen Darmkrebs vor – so die Meinung vieler Ernährungsmediziner. Doch Ballaststoffe können auch schaden: Sie erhöhen das Risiko für Darmausstülpungen. Das behaupten zumindest Wissenschaftler der Universität North Carolina.

Divertikel im Dickdarm

Stülpt sich die Schleimhaut des Dickdarms nach außen, entsteht ein so genanntes Darmdivertikel. Das passiert, wenn das Bindegewebe zu schwach und der Druck im Darm zu groß ist. Viele Menschen ab 80 Jahren haben Darmdivertikel, meist allerdings ohne Beschwerden. In manchen Fällen entzündet sich das Divertikel jedoch und macht einen operativen Eingriff notwendig. Die Ursache einer solchen Ausstülpung ist neben dem hohen Alter auch eine ballaststoffarme Ernährung. So glaubte man es zumindest lange Zeit.

Eine US-amerikanische Studie widerlegte diese Theorie. Die Forscher analysierten die Krankenblätter von über 2000 Männern und Frauen zwischen 30 und 80 Jahren, die in den Jahren 1998 bis 2010 bei einer Darmspiegelung waren. Jeder Patient machte außerdem Angaben zu seinen Ernährungsgewohnheiten, seiner Verdauung und seiner körperlichen Aktivität.

Ballaststoffe im Visier

Das Ergebnis: Eine ballaststoffarme Ernährung sowie Fett und rotes Fleisch schienen nicht die Ursache von Darmdivertikeln zu sein. Im Gegenteil: Die Forscher errechneten, dass weniger Ballaststoffe im Essen das Risiko für Divertikel sogar um 30 Prozent senkte. Eine ballaststoffreiche Ernährung begünstige dagegen die Darmausstülpungen.

„Es ist noch zu früh, die bisherigen Ernährungstipps zu korrigieren, aber die Ergebnisse sind für uns Wissenschaftler aufregend“, meint Studienleiterin Anne Peery. Weitere Forschungsergebnisse sollen Klarheit bringen.

Autor*innen

25.01.2012 | Julia Heiserholt