Spaß an Sprache früh fördern

Zweisprachige Kinder im Vorteil

Zweisprachig erzogene Kinder entwickeln viele Fähigkeiten früher als ihre einsprachigen Altersgenossen. Das Überraschende: Die Vorteile liegen nicht nur im sprachlichen Bereich. Das ergab eine Studie kanadischer Forscher.

Nicht nur sprachlich fitter

Die Forscher der York Universität in Toronto gingen in ihrer aktuellen Studie den Besonderheiten der Zweisprachigkeit auf den Grund. Frühere Studien zeigten bereits, dass Kinder mit zwei Sprachen ein höheres Sprachbewusstsein besitzen, da sie sich früher mit den Eigenheiten von verschiedenen Sprachen auseinandersetzen. Die kanadischen Forscher bewiesen nun, dass sich die Vorteile der Zweisprachigkeit nicht auf die Sprache beschränken.

Die Forscher führten sprachliche und nichtsprachliche Tests mit über 100 sechsjährigen Kindern durch. Einige der Kinder wachsen einsprachig auf, andere mit einer Zweitsprache. Die zweisprachigen Kinder schnitten bei Aufgaben zur Grammatik und zum Sprachverständnis durchschnittlich besser ab. Dies galt auch für einige Aufgaben aus dem nichtsprachlichen Bereich. So konnten sich die zweisprachigen Kinder ebenfalls besser auf das Wesentliche konzentrieren und Unwichtiges ausblenden. Sie ließen sich weniger ablenken als ihre einsprachigen Altersgenossen. Den Zweisprachigen gelang es auch besser, Bilder nach einer bestimmten Regel zu sortieren.

Spaß an Sprache kindgerecht fördern

Einziger Nachteil der Zweisprachigkeit: Die zweisprachigen Kinder hatten einen kleineren Wortschatz. Frühere Studien bewiesen jedoch, dass die Kinder diesen Rückstand bis zum Erwachsenenalter aufholen. Die einsprachigen Kinder gleichen ihre Nachteile im Sprachverständnis dagegen seltener aus.

Die Expertin Anja Leist-Villis rät Eltern jedoch ab, ihre Kinder mit einer zweiten Sprache zu erziehen, die nicht ihre Muttersprache ist. Denn die meisten Eltern beherrschen die Fremdsprache nicht gut genug, um emotionale Feinheiten gegenüber dem Kind auszudrücken. Besser sei, das Sprachinteresse des Kindes durch Spiele, Gedichte oder Lieder zu fördern.

Autor*innen

10.02.2012 | Sandra Göbel