Sonniges Gemüt erhöht Lebenserwartung

Optimistische Menschen leben länger

Menschen, die positiv denken, haben eine höhere Chance auf ein langes Leben als Pessimisten – und zwar unabhängig davon, ob sie chronisch krank sind, rauchen oder einen anderen gesundheitlichen Risikofaktor haben. Das ist das Ergebnis einer Langzeitstudie schweizerischer Forscher.

Optimismus ist gesund

Forscher der Universität Zürich untersuchten die Langzeiteffekte der Lebenseinstellung auf die Lebenserwartung. Dazu befragten sie 8200 Männer und Frauen verschiedener Altersklassen – Gesunde wie chronisch Kranke, Raucher wie Nichtraucher – nach ihrem allgemeinen und gesundheitlichen Wohlbefinden. 30 Jahre später ermittelten sie die Überlebensrate der Teilnehmer. Das Ergebnis: Je besser die Teilnehmer sich und ihre Gesundheit vor 30 Jahren eingeschätzt hatten, desto eher waren sie heute noch am Leben.

Auf die Frage „Wie fühlen Sie sich im Allgemeinen?“ standen fünf Antworten zur Wahl: sehr gut, gut, es geht, schlecht, sehr schlecht. Männer, die mit „sehr schlecht“ antworteten, hatten ein mehr als 3-mal höheres Sterberisiko als gleichaltrige Männer, die sich „sehr gut“ fühlten. Bei den Frauen war das Sterberisiko der Pessimistinnen fast 2-fach erhöht.

Das Überraschende war, dass auch gesundheitliche Risikofaktoren wie Rauchen, Diabetes oder Bluthochdruck den Zusammenhang zwischen Selbsteinschätzung und Lebensalter kaum änderten. Unter Berücksichtigung der Risikofaktoren lag das Sterberisiko der pessimistischen Männer immer noch 2,9-mal höher als jenes der Optimisten. Bei den Frauen lag es 1,5-mal höher.

Gesundheit ganzheitlich betrachten

Laut Studienleiter Matthias Bopp sei der Zusammenhang zwischen Gemüt und Lebenserwartung nicht mit bereits bestehenden oder aufkommenden Erkrankungen der Teilnehmer zu erklären. Die Studiendauer von über 30 Jahre mache dies unmöglich. Viele Teilnehmer litten während der Befragung noch nicht an der Krankheit, die zu ihrem Tod führte. Vielmehr deuten die Studienergebnisse darauf hin, dass Optimisten gesundheitliche Ressourcen besitzen, die sie länger leben lassen. Diese Ressourcen sind zum Beispiel eine hohe Stresstoleranz oder ein stabiles familiäres Umfeld.

Laut Bopp steigere somit das ganzheitliche Wohlbefinden die Lebenserwartung. Ärzte sollten deshalb auch nach Alltag und Lebensumfeld ihrer Patienten fragen und gegebenenfalls eine Verbesserung der Gesundheitsressourcen anregen. Denkbar wären physiotherapeutische Maßnahmen, Anti-Stress-Tipps oder eine psychologische Betreuung des Patienten.

Autor*innen

13.02.2012 | Sandra Göbel