Hungrige sehen schärfer

Magen satt – Augen satt

Das Auge isst mit, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Studie der Universität Nice Sophia-Antipolis beweist: Hungrige Personen erfassen Wörter, die mit Essen zu tun haben, schneller als Menschen mit einem leeren Magen.

Appetitanregende Worte

Französische Psychologen wollten herausfinden, wieso Kinder aus ärmlichen Verhältnissen Münzen als größer empfinden als sie sind. Für den Test luden die Psychologen 42 Studenten in ihr Labor ein. Sie erzählten den Probanden, dass es technische Probleme gebe und die eine Hälfte der Gruppe in zehn Minuten wiederkommen solle. Die andere Gruppe durfte erst noch Mittag essen gehen und sollte in einer Stunde wieder erscheinen.

Die Gruppe ohne Mittagessen musste dann auf einen Computerbildschirm schauen. Auf diesem erschien für jeweils eine dreihundertstel Sekunde eines von 80 Wörtern. Die Schrift war so groß, dass sie die Studienteilnehmer gerade noch wahrnehmen konnten. Es war also unmöglich, das Wort zu lesen. Nach jedem Wort sollte die Testperson angeben, ob das gezeigte Wort essenspezifisch, zum Beispiel "Kuchen", oder neutral, wie „Boot“, war. Die Gruppe, die zuvor zu Mittag gegessen hatte, machte den gleichen Test.

Kohldampf schärft die Augen

Das Ergebnis war eindeutig: Obwohl die Wörter zum Lesen zu klein waren, konnten die hungrigen Probanden die Wörter, die etwas mit Essen zu tun hatten, identifizieren. Zudem konnten sie diese leichter von den essensneutralen Wörtern unterscheiden als die satten Testpersonen. „Es gibt da etwas in unserem Gehirn, dass Informationen aus der Umwelt filtert, um diese auf unsere Bedürfnisse abzustimmen“, erklärt Studienleiter Remi Radel.

Autor*innen

06.03.2012 | Isabelle Hübler