Schutzfunktion des Körpers

Schmerz: Fluch und Segen zugleich

Schmerzen sind wichtig: Sie geben uns zu verstehen, wenn mit unserem Körper etwas nicht stimmt. Manchmal haben sie allerdings keinen „biologischen Sinn“ mehr. Dann wird der Schmerz zur Krankheit – und kann jegliche Lebensqualität zerstören. Darauf weist die Medizinische Universität (MedUni) Wien hin.

Schmerz ist nicht gleich Schmerz

Schmerzen entstehen, wenn spezielle Sinnesfühler auf starke Reize reagieren. Diese gelangen über die Nervenbahnen zum Rückenmark, wo eine umfassende Verarbeitung der Schmerzinformation stattfindet. Vom Rückenmark werden die Reize an das Gehirn weitergeleitet. Dort entsteht der unangenehme Sinneseindruck „Schmerz“.

„Schmerz muss so unangenehm sein, damit wir Schmerzsituationen und damit Risiken für unsere Gesundheit vermeiden“, erklärt Jürgen Sandkühler, Leiter der Abteilung für Neurophysiologie an der Universität Wien. Menschen, die aufgrund eines Gendefekts keine Schmerzen empfinden können, spüren zum Beispiel nicht, wenn sie verletzt sind. Ihre Lebenserwartung ist dadurch deutlich verringert.

Schmerzen ernst nehmen

Schmerz als wichtige Schutzfunktion ist die eine Seite. Die andere Seite ist der Schmerz ohne jeglichen Sinn für den betroffenen Menschen. Er verselbstständigt sich und ist nicht länger ein Warnsignal oder Symptom. Leidet ein Mensch an Schmerzen, ohne dass dies in irgendeiner Weise nützt, dann spricht man von einer Schmerzkrankheit.

Schmerzen sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. „Man kann viele Dinge tun, um chronische Schmerzen zu vermeiden. Oft ist es nur eine Kleinigkeit, wie eine falsche Brille, oder man sitzt im Büro ergonomisch falsch. Häufige vermeidbare Schmerzursachen sind Bewegungsmangel, der etwa zum Rückenschmerz führt oder Übergewicht, das Gelenkschmerzen verursacht. Hält der Schmerz mehrere Tage an, sollte man zum Arzt gehen. Bei chronischen Schmerzen helfen spezialisierte Einrichtungen wie Schmerzambulanzen“, rät Sandkühler Betroffenen. Zu einer erfolgreichen Schmerztherapie gehören Medikamente und Bewegung. Körperliche Aktivität fördert nämlich die Ausschüttung von Endorphinen, die als „Glückshormone“ schmerzmindernd wirken.

Autor*innen

16.03.2012 | Isabelle Hübler (MedUni Wien)