Reizdarm entsteht im Kindesalter

Traumata schlagen auf den Darm

Bis zu 20 Prozent der Deutschen leiden am Reizdarm-Syndrom – Völlegefühl, Übelkeit, Blähungen und Durchfälle sind die typischen Beschwerden. Amerikanische Forscher gingen nun den Ursachen des Reizdarms nach und kamen zu dem Schluss: Traumata im Kindesalter spielen eine große Rolle.

Darm und Psyche eng verbunden

Reizdarm ist nicht lebensbedrohlich, beeinträchtigt die Lebensqualität jedoch enorm. Experten vermuten meist psychologische Krankheitsauslöser. Forscher der Universität von Kalifornien fragten 294 Menschen mit Reizdarm und 435 Menschen ohne Reizdarm nach erlebten Traumata.

Die Forscher fanden heraus, dass die Reizdarm-Geplagten häufiger unter psychischen Belastungen während der Kindheit litten. So berichteten 78,5 Prozent der Menschen mit Reizdarm über Traumata, die sie im Kindesalter erlebten. Dazu zählten körperliche und sexuelle Übergriffe, Vernachlässigungen sowie das Miterleben von Gewalt und psychischen Erkrankungen in der eigenen Familie. Dagegen erlebten 62,5 Prozent der gesunden Teilnehmer in ihrer Kindheit ein Trauma.

Besonders deutlich zeigten sich die Unterschiede zwischen beiden Gruppen bei emotionalen Belastungen. 54,9 Prozent der Reizdarm-Patienten litten als Kind darunter, nur 27 Prozent der gesunden Teilnehmer.

Psyche mitbehandeln

Dass Traumata und Reizdarm so eng zusammenhängen, liegt vermutlich an den Nervenzellen im Darm. Sie sind eng mit den Nerven des Gehirns verbunden. Üblicherweise filtern die Nerven die Reize und senden nur einen Teil davon ans Gehirn. Stress oder schlimme Erlebnisse unterbinden das Filtern jedoch, sodass die Nerven zu viele Reize senden. Bauchschmerzen und Blähungen sind die Folge.

Um die Beschwerden zu lindern, sollten Menschen mit Reizdarm ihr psychisches Wohlbefinden verbessern. Entspannungsmethoden wie Yoga oder Meditation sind empfehlenswert, in schweren Fällen können eine Psychotherapie oder Antidepressiva den Betroffenen helfen.

Autor*innen

03.04.2012 | Sandra Göbel