Haushaltsauflösung hilft Messies nicht

Krankhafter Sammeldrang

Menschen, die unter dem Messie‐Syndrom leiden, brauchen nicht in erster Linie Hilfe beim Aufräumen und Entrümpeln, sondern vor allem seelischen Beistand. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin hin.

Inneres Chaos

Menschen, die am Messie-Syndrom leiden – so genannte Messies – haben Probleme, ihre Wohnung ordentlich zu halten und ihren Alltag zu organisieren. Oft stecken ernsthafte seelische Störungen hinter diesem Phänomen. Wenn es sich nicht eigenständig entwickelt, ist es ein Begleitsymptom einer psychiatrischen Erkrankung wie einer Depression oder einer Suchterkrankung.
 
„Messies sind oft Menschen mit ausgeprägten Desorganisationsproblemen. Sie leiden darunter, dass ihre Gedanken immer wieder um die einfachsten anfallenden Arbeiten kreisen und Entscheidungsschwierigkeiten sie daran hindern, diese Dinge zu bewältigen“, berichtet Sabine Herpertz von der DGPPN. „Die Wohnung aufzuräumen löst das Problem meistens nicht, denn das innere Chaos besteht weiter. Gerade weil ihr Wohnbereich oft sehr schambelastet ist und sie emotional stark an den gehorteten Gegenständen hängen, sollte man Eingriffe in diesem privaten Bereich zunächst vermeiden. Der Betroffene hat dann oft das Gefühl, mit den Gegenständen ist auch sein Leben oder die Kontrolle darüber im Mülleimer gelandet.“ Im schlimmsten Fall ist ein Selbstmordversuch die Folge.

Psychotherapeutische Hilfe

Erfolg hat eine Psychotherapie dann, wenn der Betroffene den Willen hat, an seiner Situation etwas zu verändern. Viele nehmen Hilfsangebote erst an, wenn sie mit Konsequenzen wie der Kündigung der Wohnung konfrontiert sind.

Bei der Therapie geht es darum, die betroffene Person in die Lage zu versetzen, sich besser zu organisieren und sich seelisch zu stärken. Sie soll Kontrolle über ihr Leben und ihr Selbstwertgefühl zurückgewinnen. Meist ist es sinnvoll die Angehörigen einzubeziehen. Selbsthilfegruppen können darüber hinaus das Verständnis und den Umgang mit der Störung erleichtern.

Autor*innen

27.04.2012 | Julia Heiserholt