Wegschauen verringert den Schmerz

Spritzen: Angst vor dem Piks

Ein kleiner Piks, schon ist es vorbei. Trotzdem empfinden viele Menschen schon beim Anblick einer Nadel Unbehagen. Um den Schmerz bei einer Injektion zu verringern, sollte man deshalb wegschauen, empfehlen deutsche Forscher.

Was ich nicht sehe, tut mir nicht weh

Wissenschaftler der Berliner Charité und des Universitätsklinikums in Hamburg-Eppendorf wollten herausfinden, ob sich die Schmerzwahrnehmung während einer Injektion durch Wegschauen verringern lässt. Dazu legten sie den Studienteilnehmern einen Bildschirm über die Hand. Auf diesem sahen sie die Aufnahme einer fremden Hand, die die Studienteilnehmer für ihre eigene Hand hielten.

Auf dem Bildschirm liefen nacheinander verschiedene Videos, zum Beispiel ein Film einer Injektion in die Hand oder eine Aufnahme, bei der ein Wattestäbchen die Handoberfläche berührte. Während die Studienteilnehmer die Aufnahme der Injektion in die fremde Hand ansahen, bekamen sie leichte Stromstöße in ihre eigene Hand. Einen gleichstarken Stromstoß erlitten die Probanden auch bei dem Video, auf dem das Wattestäbchen zu sehen war. Während des gesamten Experiments maßen die Forscher die Pupillenweite der Teilnehmer. Bei Schmerzen weitet sich diese.

Was man erwartet, tritt auch ein

Obwohl die Stromstöße gleich stark waren, gaben die Teilnehmer an, dass die Schmerzen größer waren, wenn sie das Video der Injektion sahen. Auch die Pupillen weiteten sich während des Injektions-Videos stärker als bei den übrigen Aufnahmen.

In einer zweiten Testreihe erzählten die Forscher den Studienteilnehmern fälschlicherweise, dass die Stromstöße bei dem Video mit Wattestäbchen stärker seien als bei der Aufnahme der Injektion. Anschließend sahen sich die Studienteilnehmer alle Videos noch einmal an, bekamen aber wieder gleich starke Stromstöße bei allen Aufnahmen. Doch prompt gaben die Probanden diesmal an, dass sie bei dem Wattestäbchen mehr Schmerz empfänden.

Die Forscher konnten damit zeigen, dass man Schmerz intensiver empfindet, wenn man mit ihm rechnet. Der Umkehrschluss: Schmerzen sind weniger schlimm, wenn sie unerwartet kommen. Deshalb lindert auch Wegschauen bei Injektionen ein wenig den Schmerz.

Autor*innen

23.05.2012 | Sandra Göbel