Hohe Schmerztoleranz

Sportler ertragen mehr Schmerz

Wer auf professionellem Niveau Sport treibt, kann größere Schmerzen ertragen als jemand, der nicht sportlich aktiv ist. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg.

Schmerzschwelle bleibt unverändert

Die Heidelberger Forscher werteten 15 internationale Studien aus, die sich mit Schmerzempfindlichkeit von Leistungssportlern beschäftigen. Insgesamt nahmen 568 Sportlerinnen und Sportler sowie 331 normal aktive Kontrollpersonen an diesen Studien teil. Alle Athleten trainierten mehr als sechs Stunden wöchentlich. Um das Schmerzempfinden zu prüfen, tauchten die Probanden die Hand in kaltes Wasser oder ließen sich den Finger einklemmen.

Die Studie ergab, die Sportler den Schmerz ebenso wie Nicht-Sportler fühlten, sich davon aber weniger beeinträchtigen ließen – sie zeigten sich schmerztoleranter. Die Schmerztoleranz der verschiedenen Sportler war zwar unterschiedlich stark ausgeprägt, lag aber deutlich über den Werten der Kontrollpersonen. „Die größte Schmerztoleranz hatten die Ballsportler, gefolgt von den Ausdauer- und den Kraftsportlern“, berichtet Studienleiter Jonas Tesarz. „Ihre Schmerztoleranz war ähnlich hoch wie bei Menschen, die ein Schmerzmittel eingenommen haben.“

Souveräner Umgang mit Schmerz

„Die Ergebnisse zeigen, dass Sportler Schmerz ebenso spüren wie normal aktive Menschen. Aber ihre Einstellung zum Schmerz ist eine andere, sie empfinden ihn weniger dominant“, erklärt Tesarz. Als nächstes gilt es herauszufinden, wie die körperliche Aktivität sich auf molekulare Abläufe in Nervenzellen auswirkt, welche psychologischen Aspekte dabei eine Rolle spielen und wie man diese Ergebnisse für die Therapie von chronischen Schmerzen nutzen kann, zum Beispiel in Form einer speziellen Bewegungstherapie.

Auch für Leistungssportler liefert die Studie eine wichtige Erkenntnis: Durch die höhere Schmerztoleranz laufen sie leichter Gefahr die Belastungsgrenze ihres Körpers zu überschreiten. Sie sollten daher gut auf die Signale ihres Körpers achten.

Autor*innen

05.06.2012 | Julia Heiserholt